1. Tag

Wetter:     bei Abflug Sonnenschein
                  bei Ankunft Regen

Unterkunft: Airport Travelogde Hotel ***

Mit 10 Minuten Verspätung ging die große Reise nach Kanada vom Weimarer Hauptbahnhof ab. Bis Frankfurt hat der Zug diese zwar nicht aufgeholt, aber die Reisezeit war ja recht reichlich ausgelegt. Also gab es keinen Grund zur Unruhe. Also habe ich auch meinen Anschlusszug vom Frankfurter Hauptbahnhof zum Flughafen ohne Mühe bekommen. Am Flughafen konnte ich auch gleich mein Gebäck aufgeben, wobei mein Rucksack nicht mehr als Handgepäck durchging, ich einige Sachen entnehmen musste und er mit in den Bauch des Flugzeuges verschwand.
Nun hatte ich noch 2 Stunden Zeit bis zum Abflug und was gibt es da aufregenderes als den Flugzeugen beim Starten und Landen zu zuschauen. Also verging die Zeit wie im Flug und schon musste ich zur Kontrolle. Es hatte sich schon eine riesen Schlange gebildet, zum Glück hat man mich vor gelassen, weil die Aufsichtsleute der Meinung waren, ich würde sonst meinen Flieger verpassen. Die Kontrolle war eher lapidar und es gab keine Probleme. Überpünktlich konnten wir dann auch das Flugzeug besteigen und 19.10 Uhr, genau nach Flugplan, hob der Airbus A 330 ab. Der Flug verlief ohne Komplikationen, das Essen war ganz annehmbar, das Fernsehprogramm war diesmal sogar in Deutsch, nur in den Sitzreihen war es sehr eng, eben Chartermaschinen.

Nach 9 Stunden und 15 Minuten Flug und teilweise schöner Sicht, ich hatte einen Fensterplatz bekommen, landeten wir bei totalem Regenwetter in Calgary. Die Abfertigung ging recht schnell über die Bühne und meine Gepäckstücke hatten es auch bis hier her geschafft. Nach kurzer Wartezeit kam dann auch der Shuttelbus vom Hotel und so kam ich wohlbehütet am Ziel an. Schnell noch eingecheckt und schon konnte ich auf mein Zimmer. Das Zimmer war mit allem ausgerüstet, was man sich nur wünschen kann. Erst einmal etwas ausgeruht und dann noch ein Telefongespräch mit der Heimat, das sie auch wissen, das man gut angekommen ist. Mittlerweile hat der Himmel seine Schleusen völlig geöffnet und es stürmt, aber dies stört mich im Moment nicht, ich bin ja im trocknen.

2. Tag

Wetter: bewölkt, dann Sonnenschein
Zeltplatz: Kicking Horse Campground ***
Fahrstrecke: 216 km

Um 5 Uhr war die Nacht schon vorbei und bis 7 Uhr habe ich mir dann die Zeit mit fernsehen vertrieben. Nach dem Duschen, man weis ja nie wenn es ein nächstes mal geben wird, war frühstücken angesagt. Ein Frühstücksbuffet mit allem was man sich wünschen kann. Nach dem Frühstück war es dann Zeit bei der Vermietung anzurufen, damit sie mich abholen können. Dies verlief auch ohne Probleme und so konnte ich auch gleich auschecken. Pünktlich 9 Uhr war der Bus vom Vermieter da und nach 10 min. Fahrt waren wir am Ziel. Und da sah ich dann auch mein Gefährt für die nächsten Wochen, ein wunderschöner roter Dogde mit Aufbau. Nach der Einweisung und einer letzten Fahrzeugkontrolle konnte es endlich losgehen. Der erste Weg führte ins Einkaufcenter, man muss ja auch etwas zu Essen haben für die nächsten Wochen. Mit dem Einkaufen war es gar nicht so einfach. Es gab nur riesen Packungen und zu entscheiden was man wirklich braucht ist auch nicht all zu leicht. Natürlich habe ich auch etwas vergessen, ich hatte zwar Müsli, aber keine Milch. Halb so schlimm, werde ich irgendwo anders auch noch bekommen.
Nach diesem Erlebnis ging es endlich los, den Highway 1 immer gerade aus nach Banff und dann weiter nach Field, meinen heutigem Ziel. Unterweg hatte man die Möglichkeit bei verschiedenen Lookouts anzuhalten und die wunderbare Aussicht zu genießen.
Kurz vor Field habe ich auch gleich meinen Campground für die nächsten 3 Nächte gefunden, der Kicking Horse Campground wunderbar am Kicking Horse River mitten im Wald gelegen. Da es noch früh am Tag war, ich war ungefähr gegen 15 Uhr auf dem Zeltplatz, habe ich erst einmal die nähere Umgebung erkundet und danach beschlossen, meine erste Wanderung zu unternehmen. Nicht weit vom Zeltplatz beginnt der „A Walk in the Past“ Hike und führt durch den Wald zu einer alten Dampflok, welche zum Bau der beiden Spiral Tunnels eingesetzt wurde und jetzt als Denkmal im Busch vor sich hin rostet.
Nach diesem etwa einstündigen Marsch habe ich mir auf dem Zeltplatz das Treiben der Erdhörnchen angeschaut und mich anschließend daran gemacht, mein erstes Abendbrot zu zubereiten. Anschließend habe ich an meinem Bericht geschrieben und etwas gelesen.

3. Tag

Wetter: Sonnenschein, zwischendurch etwas bewölkt
Fahrstrecke: 31 km

Irgendwie habe ich die Zeitumstellung dann doch noch nicht richtig weggesteckt. Ich war schon wieder um 5 Uhr wach. Da ich aber zu faul war aufzustehen und es draußen auch noch viel zu kalt war, der Himmel war nämlich völlig wolkenfrei, habe ich mir die Zeit mit lesen vertrieben.
Nachdem es dann doch schon 8 Uhr geworden ist, war Körperpflege angesagt. Schließlich gab es hier warme Duschen und dies musste man doch ausnutzen. Viel später hätte ich auch nicht gehen dürfen, denn kurz nachdem ich fertig war haben die Leute vom Platz den Generator abgestellt, was bedeutete es gab kein warmes Wasser mehr. Irgendwie hatte das Ding gestern schon ´ne Macke. Nach dem Duschen kam mir ein junger Mann entgegen, welcher mir sehr bekannt vorkam. Also habe ich ihn angesprochen und wirklich ich habe mich nicht getäuscht, es war Mark, der Guite von vor 2 Jahren, welcher eigentlich unsere Gruppe führen sollte. So klein ist die Welt.
Nach dieser Begegnung habe ich mir erst einmal ein zünftiges Frühstück zubereitet und musste dabei feststellen, dass ich fettfreien Jogurt gekauft haben, welcher wider erwarten dann doch recht gut geschmeckt hat. Nach dem Essen war Küchendienst angesagt, es muss ja alles seine Ordnung haben.
Schon beim ersten Mal aus dem Fenster schauen habe ich mir vorgenommen heute zu wandern, denn es war kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Ich habe mich dann für eine Runde um den Emerald Lake entschieden und wenn es noch möglich ist einen Abstecher zum Hamilton Lake zu machen.
Auf der Fahrt zum Emerald Lake habe ich gleich noch die auf dem Weg liegende Natural Bright angeschaut. Hier wird der Fluss durch ein Nadelöhr gepresst und verursacht ein höllisches Getöse.
Da es noch früh am Tage war, waren dann auch noch wenige Leute am Emerald Lake und so konnte ich in Ruhe meinen Rundgang beginnen. Der Rundweg ist sehr einfach zu gehen und man hat an jeder Ecke einen fantastischen Blick auf den See und die umliegenden Berge. Wenn man die Hälfte hinter sich hat, gelangt man an eine Art Delta, wo der See durch seine Zuflüsse langsam zugeschüttet wird.
Da dieser Rundweg nicht all zu lange gedauert hat, machte ich mich noch auf den Weg Richtung Hamilton Waterfall und zum Hamilton Lake. Der Wasserfall war schnell erreicht und nicht sehr spektakulär. Ab jetzt stieg der Weg steil an und schien kein Ende zu nehmen. Schließlich kamen dann kurz vor dem Ziel riesige Schneefelder, welche mich zur Umkehr zwangen, denn das Risiko war mir zu groß und wenn man allein unterwegs ist, dann sollte man eh nicht so viel riskieren. Aber die zurückgelegte Stecke war auch nicht ohne, daher konnte es eigentlich nicht mehr all zu weit gewesen sein. Vielleicht pack ich es später mal!
Zurück am Auto habe ich dann erst einmal meinen Wasserhaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht und mir eine Bagel mit Käse und Wurst gegönnt.
Wo ich heute Morgen noch ganz allein war, war der Parkplatz völlig überfüllt. Die Meisten steigen einfach nur aus um sich auf die Brücke zu stellen, den See anzuschauen und wieder loszufahren. Jeder wie er seinen Urlaub halt verbringen möchte. Die Fahrt zurück zum Zeltplatz ging schnell und dort habe ich mich erst einmal ausgiebig geduscht. Nach dieser Wohltat habe ich Wasser warm gemacht für mein leckeres Nudelgericht. Als Nachtisch gab es einen Muffin und einen Apfel.
Den Rest des Abends habe ich mit dem Schreiben meines Berichtes und lesen verbracht. Nebenbei habe ich beschlossen morgen einen ruhigen zu machen und ins Informationszentrum nach Field zu fahren.

4. Tag

Wetter: Sonnenschein, zwischendurch etwas bewölkt
Fahrstrecke: 26 km

Wie am Vortag beschlossen mache ich heute einen ruhigen. Langsam pegelt es sich auch mit dem Schlafen ein, heute war ich erst um 6 Uhr wach. Bis gegen 8 Uhr habe ich mir wieder die Zeit mit lesen vertrieben.
Nach dem Aufstehen habe ich mir erst einmal ein schönes Frühstück zubereitet, mit einem Frühstücksei, Weißbrot, Käse und Marmelade. Zum Nachtisch gab es den fettfreien Jogurt, heute mit Pfirsich. Nach dem Küchendienst war Körperpflege angesagt.
Nachdem alles verstaut war konnte es dann gegen 9 Uhr losgehen, eher macht das Informationscenter in Field eh nicht auf. Als erstes habe ich ein paar Postkarten gekauft, damit die Daheimgebliebenen auch etwas zum lesen haben. Das Problem war nur, hier verkauft man Postkarten, die Briefmarken bekommt man nur im Ort. Also Karten kaufen, mit dem Auto über Bahnschienen und Marken gekauft. Als ich den Postkasten sah schwant mir schon merkwürdiges, du wirst doch nicht noch mal hier herfahren müssen um die Karten einzuwerfen. Meine Befürchtungen sollten sich noch erfüllen. Es ist ja Urlaub und da hat man doch Zeit, so mal ich heute eh einen ruhigen machen wollte. Also zurück zum Infocenter, mich an einen Tisch gesetzt und die Karten geschrieben. Schon um diese Zeit strahlte die Sonne mit voller Kraft, man hab ich bis jetzt mit dem Wetter ein Glück gehabt. Plötzlich sah ich auf dem nahen Highway die Menschen aufgeregt umherlaufen und einige Autos anhalten. In Kanada bedeutet dies meistens es sind Tiere am Wegesrand und so war es dann auch. Ein mittelprächtiger Wapitihirsch stand da und graste. Im Gebüsch entdeckte ich dann auch das dazugehörige weibliche Tier. Den Sicherheitsabstand gewahrt und ein paar Fotos gemacht.
Nach dieser Aufregung habe ich tapfer weiter meine Postkarten geschrieben. Nach getanem Werk habe ich mich noch etwas gesonnt und anschließend die Briefe zum Postkasten gefahren. Auf dem Rückweg musste ich wieder über die Gleise und was war da, einer von den ewig langen Zügen fuhr gerade vorbei. Na das kann ja dauern! Als ich da so stand, habe ich den Entschluss gefasst, nach einmal zu den Spiral Tunnels zu fahren, da ich ja beim ersten Mal keinen Zug gesehen habe. Auch diese Mal wurde ich auf eine harte Probe gestellt, denn nach einer Stunde Wartezeit kam ein Zug. Das Warten hat sich aber gelohnt. Zur einen Tunnelöffnung fuhr der Zug hinein, nach ein paar Minuten kam er aus der anderen Öffnung heraus und es war noch kein Ende abzusehen. Schon beeindruckend so eine Bauleistung.
Nach diesem Erlebnis wollte ich es dann wissen. Die Stecke zu den Takkakaw Falls soll gesperrt sein und trotzdem wollte ich sehen wie weit man fahren kann, denn ich hatte immer wieder Fahrzeuge in die Richtung fahren sehen. Nach 2 Kilometer war dann auch wirklich Schluss, genau am Zusammenfluss von Yoho River und Kicking Horse River. Hier habe ich dann den Camper in den Schatten gestellt und bin über Stock und Stein erst einmal zum Fluss hinunter. Anschließend habe ich mir einen kleinen Nachmittagssnack gegönnt und etwas in meinen Buch gestöbert. Auf dem Rückweg habe ich noch an einem Lookout gehalten, von dem aus man den zweiten Spiral Tunnel sehen kann.
Wieder auf den Zeltplatz angekommen stellte ich fest, das noch genügend Zeit war, einen kurzen Trail zu gehen. Gleich am Zeltplatz begann der Centennial Trail, ein kurzer Weg immer am Kicking Horse River entlang.
Heute wollte ich mir mal ein richtig gutes Abendessen gönnen und bereitete mir zwei Küchenmeisterstullen zu. Für Alle die sich darunter nichts vorstellen können, man nimmt zwei Toastbrotscheiben legt auf beide Teile Käse, auf die eine Kochschinken und klappt sie zusammen. Anschließend wird es in Ei gewälzt und von beiden Seiten goldgelb gebraten. Na klinkt dies nicht schon lecker!
Nach dem üblichen Küchendienst habe ich meine am Tag geschossenen Bilder auf den Laptop geladen, meinen Bericht geschrieben, nun werde ich mich duschen gehen und anschließend noch etwas lesen. Morgen werde ich hier meine Zelte abbrechen und weiter in den Glacier Nationalpark ziehen.

5. Tag

Wetter: bewölkt, kurzer Nieselregen
Zeltplatz: Canyon Hot Spring Resort *****
- warme Duschen
- gute Stellplätze
- Pool
- Einkaufsmöglichkeiten
- Restaurant
Fahrstrecke: 174 km

Wie jeden Morgen das gleiche Prozedere, aufstehen, frühstücken und waschen. Anschließend konnte es dann losgehen Richtung Glacier Nationalpark. Erster Anlaufpunkt war Golden. In die Stadt selber bin ich nicht gefahren, sondern habe an der Hauptstraße erst mal meine Gasflasche aufgetankt, man weis ja nie wenn man mal wieder die Möglichkeit hat. So einfach wie es klinkt war es gar nicht. Wer auch die Flasche als letztes gefüllt hat, er muss die Schraubverbindung mit einer Zange angezogen haben. Die nette Frau von Tankstelle und ich haben wirklich ewig gebraucht, bis wir die Flasche endlich füllen konnten. Die Leute hier sind wirklich sehr nett. Da ich einmal hier war und sowieso das Gas bezahlen musste, habe ich gleich noch Milch fürs Müsli mitgenommen. Außerdem brauchte ich noch Brot und Getränke.
Weiter konnte nun die Fahrt auf dem holprigen Highway 1 gehen. Für unterwegs hatte ich mir eigentlich ein paar Punkte ausgesucht welche ich sehen wollte, aber die Reisezeit ist wohl noch zu früh. Fast alles hatte noch geschlossen. Selbst am Roger Pass war der Mittelteil des Holzgestells noch abgebaut. Dafür konnte man hier einen Wanderweg entlang gehen und interessante Sachen über den Eisenbahnbau durch das Gebirge erfahren. Vom Roger Pass bis zum Campground, welchen ich mir ausgesucht hatte, sollten es nur 3 km sein. Als ich dann an die Abfahrt kam, musste ich feststellen, auch dieser war noch geschlossen. Man kann sich eben auch auf geschriebene Sachen nicht verlassen. Flexibel wie ich bin fuhr ich einfach weiter, in der Hoffnung einen anderen Zeltplatz zu finden. Wie ich so dahinfahre sehe ich doch auf einem Parkplatz etwas Hundeähnliches umherlaufen. Ich in den Seitenspiegel geschaut, den Blinker gesetzt und eine recht heftige Bremsung hingelegt. Den Rückwärtsgang eingelegt und auf den Parkplatz gefahren. Ich weis, dies sollte man nicht tun, kommt auch nicht mehr vor. Aber auf dem Parkplatz stand tatsächlich ein Kojote und bettelte bei den anhaltenden Trucks nach Futter. Ich habe ein paar Fotos gemacht und bin dann weiter gefahren. Ca.35km vor Revelstoke tauchte dann ein Schild von einem Campingplatz auf. Ich bin abgebogen und habe mich gleich für 2 Nächte angemeldet. Während der Anmeldung zeigte mir die Frau den Plan vom Platz und sagt es seien Schwarzbären hier. Ich schaute sie ganz verdutzt an und fragte noch mal nach: „Schwarzbären?“. Ihre Antwort war: „Ja“. Welch ein Zufall, ich wollte schon immer Bären sehen. Also bin ich zu meinen Standplatz gefahren, alles aufgebaut, dann die Kamera geschnappt und ab zu einer Runde auf dem Campground. Auf dem Platz selber habe ich keinen Bären gesehen. Also bin ich etwas weiter gegangen, über die Bahnschienen und auf in den Wald. Nach wenigen Metern habe ich dann frische Spuren auf dem Waldboden entdeckt. Sie waren ziemlich groß, sahen vorn aus wie die von Rindern, hatten hinten aber zwei weiter Eindrücke. Es konnte nur ein Elch sein. Ich ging weiter und plötzlich raschelte es neben mir im Gebüsch. Ungefähr 20 m von mir entfernt stand eine Elchkuh und war gerade im Begriff zu flüchten. Ich ging meinen Weg weiter als plötzlich eben diese Elchkuh aus dem Unterholz geschossen kam, kurz in meine Richtung schaute und davonrannte. Was für ein Erlebnis, mein erster Elch in diesem Urlaub. Nach dieser Begegnung schaute ich mir die Stelle an wo ich die Elchkuh das erste Mal gesehen habe und stellte fest, dass sie im Fluss getrunken hat. Ich ging nun wieder Richtung Zeltplatz und traf noch so einen Verrückten wie mich, der ganz allein im Wald umherstreift. Wir unterhielten uns, er zeigt mir den frischen Bärenkot, welcher nicht weit entfernt lag und wir gingen unserer Wege. Auf dem Rückweg habe ich eine Fahrspur neben den Gleisen entdeckt und bin ihr gefolgt. Sie führte auf eine riesige Lichtung und hier kam mir die Idee heute am späten Abend herzukommen und nach Tieren Ausschau zu halten. Wieder am Camper angekommen habe ich mir erst einmal die Prospekte angeschaut, welche mir die Frau von der Rezeption mitgegeben hat und da fiel mir die Sache mit dem Pool ein. Also habe ich die Badesachen geschnappt und ab in den Pool. Man musste Eintritt bezahlen, aber es war ja auch nicht irgend ein Pool, es waren heiße Quellen. Das heiße Becken hatte 40°C und der „kalte“ Bereich 31°C. Es war jedenfalls herrlich, sich im warmen Wasser zu tummeln. Also ich so schwamm hörte ich immer so ein merkwürdiges Geräusch, schaute zur Wand des Hauses und sah zum ersten Mal Kolibris. Kleine winzige Vögel, welche auf der Stelle flogen und aus aufgehängten Behältern eine Flüssigkeit saugten.
Nach fast 3 Stunden Badevergnügen ging’s zurück zum Camper. Schnell etwas zum Abendessen gemacht, denn ich hatte ja noch etwas vor. Nachdem alles erledigt war habe ich meine Wandersachen angezogen, das Messer am Gürtel befestigt und das Pfefferspay eingesteckt. Schnell noch die Kamera überprüft und los konnte es gehen. Die Lichtung war riesig groß und recht übersichtlich. Ich habe mich dann bis zu einer verfallenen Hütte vorgearbeitet und die Umgebung beobachtet. Lange geschah nichts, aber dann sah ich etwa 500 m vor mir einen großen Schwarzbären, wie er über die Lichtung spazierte und hinter einem Hügel verschwand. Auf den gemachten Fotos ist leider alles unscharf, denn bei der Aufregung hält man mit bloßer Hand kein 300erter Objektiv und eine Digitalkamera verzeiht bei solchen Brennweiten eh keine Wackler. Aber ich habe einen Bären gesehen und sogar einen Großen. Mittlerweile hatte es zu nieseln begonnen und ich habe mich in die halb zerfallene Hütte zurückgezogen. Als es mit Regnen aufgehört hatte, beobachtet ich noch etwas die Gegend und weil es anfing dunkel zu werden beschloss ich, den Heimweg anzutreten. Als ich mich zum Gehen umdrehte stand keine 30 m vor mir auf dem Weg, welchen ein Auto in die Wiese gefahren hatte, ein kleiner Schwarzbär und schaute in meine Richtung. Er kam ein paar Schritte auf mich zu um festzustellen was ich eigentlich bin und als ich meine Kamera aus der Tasche holte, ich wollte gerate gehen, also habe ich sie eingepackt, rannte er wie vom Blitz getroffen davon. Es ist schon ein erhabenes Gefühl einen Bären so gegenüber zu stehen. Es ist aber so wie es in objektiven Büchern geschrieben steht, wenn Bären nicht gerate in die Enge getrieben werden oder ihre Jungen in Gefahr sehen, suchen sie lieber das Weite als einen Menschen anzugreifen. Viele Gesten beim Bär werden wirklich missverstanden. Nach diesem tollen Erlebnis, was den ganzen Urlaub eigentlich schon so einzigartig gemacht hat, ging’s zurück um Camper. An der nahen Ranch, ich bin immer noch am überlegen ob ich einen Ausritt wage, habe ich noch einmal die Kolibris beobachtet. Am Camper angekommen habe ich dann an meinen Bericht geschrieben, etwas gelesen und bin zufrieden eingeschlafen.

6. Tag

Wetter: bewölk, am Tag ein paar Tropfen, abends leichter Regen
Fahrstrecke: 40 km

Ich weis nicht, die erneute Zeitverschiebung hat wieder alles durcheinander gebracht. Gestern bin ich zwar spät ins Bett, aber heute Morgen war ich schon wieder um 5.30 Uhr wach und konnte nicht wieder einschlafen. Also habe ich mein Buch weiter gelesen. Um 7.30 Uhr bin ich dann aufgestanden und habe die üblichen Sachen getan, frühstücken, aufwaschen und duschen. Um 9 Uhr ging’s dann los, erstes Ziel war der Giant Cedars Trail. Ein kurzer Wanderweg durch einen Wald voller uriger Bäume. Nach diesem Erlebnis fuhr ich dann weiter zum Skunk Cabbage Trail, ebenfalls ein kurzer Weg durch eine Art Sumpfgebiet. Nach Stunden war ich dann wieder auf dem Zeltplatz und habe mir erst einmal was Warmes zum Mittag gemacht. Nach diesem leckeren Mahl habe ich mir die Bilder angeschaut, welche ich bis jetzt gemacht habe. Da sich der Himmel nun langsam erhellte, er war trotzdem noch bewölkt, fasste ich den Entschluss, heute noch mal auf Bärensuche zu gehen. Also die komplette Ausrüstung angelegt, heute auch mit Stativ und Videokamera, und ab in den Wald. Eigentlich habe ich mir um diese Uhrzeit noch nicht viel Hoffnung gemacht etwas zu sehen, aber ich bin trotzdem zu der einsamen Hütte auf der großen Lichtung gegangen. Irgendwie war ich ein wenig nervös, weil mich der Bär gestern von hinten überrascht hat. Es dauerte dann auch keine viertel Stunde und aus dem Wald links von mir kam ein Schwarzbär in einer Entfernung von ca. 150 m auf die Lichtung spaziert. Nach der Größe nach zu urteilen muss es ein Weibchen sein. Auf alle Fälle hat der Bär mich nicht bemerkt und ging seiner Beschäftigung, dem Fressen, nach. Ich war völlig aus dem Häuschen, geht mal bei uns in den Wald und wartet auf Tiere, das kann Jahre dauern und hier laufen dir innerhalb von 24 h drei Bären über den Weg. Bei all dieser Euphorie habe ich das Tier nicht aus den Augen verloren und bemerkte, dass es immer mehr auf mich zukam. Es bewegt sich im Zickzack über die Lichtung, hielt immer wieder an, legte sich hin und fraß Pflanzen. Wie gesagt, kam es immer näher auf mich zu und als er etwa noch 50 m von mir entfernt war, er hatte mich auch noch nicht bemerkt, habe ich mich langsam auf den von einem Auto hinterlassenen Weg zurückgezogen. Plötzlich stellt sich das Tier auf, denn im Wald hatte ein Vogel geschrieen, lauschte und rannte in den Wald. Ich konnte mein Glück nicht fassen, wieder einen Bär in freier Natur gesehen zu haben. Meine Neugier war aber noch nicht befriedigt, ich wollte noch wissen was der Bär gefressen hat und ging zu der Stelle, an der er war bevor er geflüchtet ist. Ganz normalen Löwenzahn hat er zu sich genommen, was auch nicht verwunderlich ist, denn ihre Hauptnahrung besteht aus Pflanzen. Ich hatte nun fast 3 Stunden auf der Lichtung zugebracht und ich sagte mir, im Moment wirst Du hier nichts mehr sehen, also ging ich Richtung Campground. Als ich kurz vor dem Waldausgang an einem kleinen Kahlschlag vorbeikam und hinter einem Busch hervortrat, sah ich wie sich etwas Schwarzes bewegte. Ich trat einen Schritt zurück, habe die Kamera ausgepackt und bin langsam wieder vorwärts gegangen. Keine 30 m vor mir wühlte der gleiche Schwarzbär, welcher eben noch auf der Lichtung war, im Waldboden nach etwas Fressbaren. Ich bin mir sicher, dass es der Gleiche sein muss, denn er hatte das gleiche Mal, ihm fehlte etwas Fell, am Kopf. Noch hatte er mich nicht bemerkt, aber wenige Sekunden später blickte er zu mir herüber. Ich stand ganz still, mein Puls war zwar etwas schneller geworden, aber aufgeregter war auf alle Fälle der Bär. Erst schaute er nur und hielt seine Nase in den Wind, dann stellt er sich auf die Hinterbeine, um mich besser zu sehen und schließlich lief er zu einem Baum. Hinter diesem Baum richtete er sich wieder auf und streckte seinen Kopf ganz vorsichtig in meine Richtung, so wie es Kinder tun wenn sie Verstecken spielen. Ich redete ihm gut zu, pfiff ein wenig und er schien sich zu beruhigen. Er setzte sich auf die Hinterläufe und leckte sich die Pfoten. Nach einer Weile verschwand er dann in den Wald und ich atmete erst einmal richtig tief durch. Im vollen Glücksrausch lief ich zurück zum Truck, unterwegs filmte ich noch ein paar Kolibris, wie sie aus einer Flasche eine Flüssigkeit saugten, und musste mir gleich die gemachten Fotos anschauen, denn man muss ja auch beweisen können was man gesehen hat.
Jetzt war mir noch mal nach einem heißem Bad im Pool. Und so sammelte ich meine Badesachen ein und ab ins nasse Vergnügen. Im Endeffekt war ich dann 3 Stunden im Wasser. Als ich fertig war fing es an stärker zu regnen, was es dann mehr oder weniger stark den ganzen Abend getan hat. Mich störte es nicht, ich hatte mein Erlebnis für heute. Ich setzte mich in den Truck, machte mir ein leckeres Abendessen und hörte nebenbei Musik auf dem Laptop. Wenn meine CDs schon im Autoradio nicht laufen, Gott weis warum nicht, dann kann ich jetzt wenigstens mal die Toten Hosen hören.
Den Rest des Abends verbrachte ich mit Bericht schreiben, schaute mir die Bilder noch einmal an und schlief voller Glücksgefühle ein.

7. Tag

Wetter: Wechselhaft, bewölkt und Sonnenschein
Zeltplatz: Adams Lake Campground ** - einfacher Wald-Campground
Fahrstrecke: 270 km

Heute war es wieder mal an der Zeit Abschied zu nehmen um weiter zu ziehen. Nachdem alles erledigt war, konnte ich gegen 9 Uhr in Richtung Revelstoke abfahren. Wie als wollten mir die Schwarzbären aus der Gegend auf wieder sehen sagen, stand an der Straße ein nasser Bär, denn es hatte in der Nacht geregnet.
Es waren ungefähr nur 25 km bis Revelstoke und so war ich auch recht schnell da. Als erstes wollte ich zum Mt. Revelstoke fahren und musste feststellen, dass die Passstraße nur 12 km geöffnet war. Nun gut dachte ich mir, dann fährst Du eben zum Revelstoke Damm. So richtig überzeugt hat der mich auch nicht, also habe ich den Entschluss gefasst, in Revelstoke übernachte ich heute nicht. Da ich nun einmal hier war, habe ich mir das Eisenbahnmuseum angeschaut. Sehr zu empfehlen, zu mal einen das Thema Eisenbahn die ganze Fahrt bekleidet. Nach dem Geschichtsunterricht ging’s wieder auf den Highway in Richtung Adams Lake. Gestern hatte ich noch ein Prospekt vom „3 Valley Gap Heritage Town“ in die Hände bekommen, das unweit von Revelstoke ein Geisterstadt sein soll, durch welche man an einer Führung teilnehmen kann. So war es dann auch und ich hatte Glück, dass solch eine Führung gerate anfing. Sie war zwar in Englisch, die Frau sprach aber so deutlich, dass ich alles verstehen konnte, was manchmal nicht immer der Fall ist. Es war wirklich interessant mal zu sehen, wie die Leute früher gelebt haben. Es waren alles originale Häuser aus der Umgebung, welche hier wieder aufgebaut wurden. Der Tourguide erzählte auch wem dies alles gehört und wie kann es anders sein, es ist ein reicher Mann namens Mr. Bell. Er hatte hier ein riesiges Hotel geschaffen, baute die alten Häuser wieder auf, sammelt alte Autos und interessiert sich für die Rekonstruktion alter Züge. Auf dem Gelände kann man einfach alles machen, ob mit dem Helikopter fliegen, in einem der alten Saloons ein Barbecue mit Tanz veranstalten oder in einer Kirche von 1886 heiraten. Selbst eine eigene Feuerwehr haben die hier. Nach dem ich mir alles angesehen habe fuhr ich dann bis zum Adams Lake durch. Die Zufahrt zum Campground war eigentlich als normale Straße auf den Karten eingezeichnet, doch nach ein paar Kilometern wurde aus der Straße ein Forstweg und dann ein etwas breiterer Waldweg. Der Zeltplatz liegt direkt am See und ist so richtig urig. Nur einfache Stellplätze, eine Feuerstelle und ein Klo mitten im Wald.
Erst einmal habe ich mir etwas zum Abendessen gemacht und die „Wohnung“ etwas in Ordnung gebracht, denn irgendwann muss ich mal etwas stärker gebremst haben und einige Sachen hatten sich selbständig gemacht. Ringsherum hatten alle schon die Feuer angemacht, also entschloss ich mich auch eins anzuzünden. Auf dem unbewohnten Nachbarplatz lagen noch zwei große Holzstücken, welche ich mir gleich mal organisiert habe. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich kein Holz vom Kicking Hors Campground mitgenommen habe, denn dieses hier war ganz schön nass. Irgendwie muss ein Kanadier meine fast erfolglosen Bemühungen bemerkt haben und er kam mit zwei trockenen Stücken Holz und seiner Axt zu mir, hackte das Holz klein und sagte mir dass es damit besser gehen werde. Sogar eine Zeitung brachte er mir vorbei. Ich sage doch, die Kanadier sind ein hilfsbereites Volk! Nun brannte dass Feuer und ich habe lange davor gesessen. Später habe ich dann noch an meinem Bericht geschrieben und mir die Bilder vom Tag angeschaut.

8. Tag

Wetter: Wechsel von Regen und Sonnenschein
Zeltplatz: Clearwater Lake Campground ** - einfacher Wald-Campground
Fahrstrecke: 187 km

Da der Zeltplatz von gestern eh nur für eine Nacht war, bin ich heute bei zeiten losgefahren. Vorher habe ich noch gefrühstückt, eine Katzenwäsche über mich ergehen lassen und habe mich noch mal bei den Kanadiern bedankt. Da sie noch nicht wach waren, sie haben die Nacht etwas länger gefeiert, habe ich ihnen meine Visitenkarte hinterlassen und ein paar liebe Worte geschrieben. Die Straße, welche ich mir für die ersten Kilometer Richtung Clearwater ausgesucht hatte, sollte laut Karte bis kurz vor dem Highway 5 eine Gravelroad sein. Die ersten 10 Kilometer war es auch so und mir kamen zwei riesige Holzlaster entgegen. Später wurde aus der Gravelroad eine asphaltierte Straße und so war ich viel schneller auf dem Highway als gedacht. Rechts und links der Straße waren riesige Weideflächen und überall standen Rinder und Pferde. Auf einer Weide konnte ich meinen Augen nicht trauen, da stand tatsächlich ein Lama. Etwas weiter die Straße entlang hat man dann die Auswirkungen der jährlichen Waldbrände gesehen, was noch gar nicht all zu lange her sein konnte, denn die Leute waren immer noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt.
Auf dem Highway kam ich dann schnell bis Clearwater voran. Außer Farmland und die dazugehörigen Tiere gab es nichts Nennenswertes zu sehen. In Clearwater hab ich erst einmal das Informationscenter aufgesucht und mir noch etwas Material zum Wells Gray N.P. geholt. Nun konnte ich die 70 km lange Strecke zum Clearwater Lake angehen.
Erster Anlaufpunkt war der Dawson Fall, ein 60 m breiter und 20 m hoher Wasserfall, welcher das Wasser tosend in die Tiefe stürzen lies. Im Moment ist Schneeschmelze und es flossen ungeheure Mengen Wasser dem Fall hinunter. Nach diesem Erlebnis fuhr ich weiter und habe eine Farm mit Bisons entdeckt. Natürlich musste ich da hin, um die Tiere zu fotografieren. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass man auch Bisonfleisch dort hätte essen können, vielleicht ein Anderes mal. Nächstes Ziel war der Helmcken Fall, in welchem das Wasser aus über 200 m in die Tiefe stürzt. Es ist wirklich beeindruckend, was die Gewalten der Natur für eine Kraft besitzen und was sie damit für bizarre Landschaften schaffen.
Nun wollte ich noch zur Ray Farm fahren, bevor ich endgültig zum Campground aufbreche. Kurz nach der Ausfahrt zum Helmcken Fall sah ich etwas Braunes am Fahrbahnrand. Als ich näher kam fraß ein Bär am Straßenrand und ließ sich von meiner Anwesenheit nicht stören. Und somit habe ich meinen ersten Grizzly gesehen. Noch einer Weile, welche ich mit filmen und fotografieren verbracht habe, habe ich ihn dann in Ruhe gelassen und bin weitergefahren. Wie gesagt war der nächste Stopp die Ray Farm oder soll man lieber sagen was davon noch übrig ist. Die Gebäude verfallen allmählich und dies ist auch so gewollt. Auf einen kleinen Rundkurs kann man noch die Mineralquelle anschauen und das Wasser kosten, welches wirklich wie das Mineralwasser aus der Flasche schmeckt und sogar das prickelnde etwas hat. Weiterhin liegt der Alice Lake auf der Strecke. Im ganzen Gelände kann man deutliche Spuren von Elchen sehen, leider hat sich keiner blicken lassen. Nach dieser Wanderung bin ich dann zum Campground gefahren und habe mir erst einmal etwas Ruhe gegönnt. Nach einen deftigen Abendessen, Bohnensuppe mit Speck und Würstchen, habe ich noch einer kurze Runde auf dem Zeltplatz gedreht und denn Startpunkt meiner morgigen Wanderung angeschaut, wenn das Wetter mitspielt, denn es fing dann auch schon wieder zu regnen an. Im trockenen Camper habe ich dann meinen Bericht geschrieben, die Bilder auf den Laptop übertragen und noch etwas gelesen.

9. Tag

Wetter: bewölkt und Sonnenschein
Fahrstrecke: 22 km

Heute hat mich der Regen um halb sechs wach gemacht und als ich meine Arme aus dem warmen Schlafsack nahm, war es sehr kalt. Also den Körper wieder in den Schlafsack verstaut und weitergeschlafen. Gegen 8 Uhr bin ich dann munter geworden, doch wärmer war es immer noch nicht, aber ich musste jetzt raus. Es folgten die Tätigkeiten wie jeden Tag zu vor auch. Wasser für den Tee warm machen, Tisch decken, frühstücken, Tisch abräumen und aufwaschen. Um 9 Uhr war dann alles erledigt und es konnte losgehen mit der Wanderung. Die erste Teilstrecke sollte mich zum Clearwater Lake Lookout führen. Erst ging es immer am See entlang und dann immer durch den Wald bis zum Aussichtspunkt. Von hier oben hat man erst mal einen Eindruck von der Größe des Sees bekommen. Weiter führte der Weg zum Easter Bluff. Damit war eine Basaltformation gemeint und wenn man genau hingeschaut hat, dann konnte man einen Kopf entdecken, welcher wie ein Indianer aussah. Der nächste Abschnitt war der Chain Meadows Trail und laut Karte sollte dieser Teil zu einem See führen, welchen ich nur ganz entfernt gesehen habe. Als ich so nach dem See schaute kam ich auf einen der vielen kleinen Stegen zu, welche über Wasserlöscher führten und plötzlich rannte etwas los. Ich hatte einen Schwarzbären beim fressen gestört und der Arme war so verstört, dass er beim Fluchtversuch aus dem Wasserloch von einem Baum abgerutscht ist und gar nicht so schnell los kam wie er wollte. Nach ca. 10 m bleibt der Bär stehen und schaut sich nach mir um, ich habe ihm gut zugeredet und er trollte sich in den Wald. Leider ging er genau die Richtung welche ich auch gehen musste und so habe ich eine Weile gewartet, bis er ganz verschwunden war. Was für eine Aufregung hier im Wald, was zeigt, dass Bären im Allgemeinen die Flucht ergreifen. Muss nicht sein aber bei mir war es bis jetzt so oder liegt es etwa an mir? Jedenfalls lag noch ein ganzes Stück vor mir und jetzt verlief der Weg durch einen richtig urigen Wald. Irgendwann kam ich dann unbeschadet aus dem Bärenwald heraus und sah vom Osprey Lookout schon wieder den See. Nun ging es nur noch bergab und ich war wieder auf dem Campground. Aber wie mit dem Wettergott abgestimmt war ich gerade am Camper und es fing zu regnen an. Glück muss man haben!
Nach dieser 17 km langen Wanderung habe ich mich erst einmal ausgeruht, mir anschließend etwas Warmes zu essen gemacht und bin noch etwas über den Zeltplatz geschlendert. Als ich dann auf einer Wiese zwei Hirsche sah habe ich den Entschluss gefasst heute Abend noch mal zu Ray Farm zu fahren, weil es dort ja Elche geben soll.
Die Hinfahrt war schon sehr viel versprechend, denn am Wegesrand futterte ein Schwarzbär Gras, jedoch als ich neben ihm mit meinen Auto angehalten habe verschwand er im Wald.
Bei der Farm habe ich meine Kameras aufgebaut und mich auf eine Bank gesetzt. Die 2 Stunden wo ich gewartet habe sah ich zwar kein Großwild, konnte aber einen Kolibri beobachten wie er Mücken gefangen hat und zusehen wie ein Eichhörnchen auf einen Ast versuchte einzuschlafen. Man kann eben nicht immer Anblick haben und so habe ich meinen Kram wieder zusammengepackt und bin ganz langsam zurückgefahren. Wie jeden Abend habe ich dann die Bilder vom Tag noch mal angeschaut und am Bericht geschrieben. Recht schnell war es dann auch Zeit zu Bett zu gehen, dann morgen hatte ich ein ganzes Stück zu fahren.

10. Tag

Wetter: leicht bewölkt
Zeltplatz: Robson River Campground***
Fahrstrecke: 304 km

Heute Morgen habe ich es doch tatsächlich verschlafen. Gegen 8 Uhr bin ich erst aufgewacht, obwohl ich doch bei Zeiten los wollte. Macht aber nichts, es ist ja Urlaub und da kann man schon mal später aufstehen. Also raus aus dem Bett, Frühstück gemacht, mal wieder richtig gewaschen und alles für die Abfahrt vorbereitet. Zuerst wollte ich direkt nach Clearwater um meine Vorräte aufzufrischen und tanken müsste ich auch mal wieder. Also fuhr ich dann gegen 9.30 Uhr los und hoffte auf der 70 km langen Route bis Clearwater noch mal ein paar Tiere zu sehen. Ich musste auch nicht lange warten und habe meinen Bären Nummer 7 und 8 gesehen. Sie standen direkt am Straßenrand, kauten genüsslich das Gras und ließen sich bereitwillig fotografieren. Nach diesen Beiden habe ich dann kein weiteres Tier mehr bis Clearwater gesehen. Also rein in das „Dorf“, eingekauft, getankt und wieder auf die Piste. Viel gab es unterwegs nicht zu sehen, bis auf den wunderschönen Elchbullen, welcher am Straßenrand stand und sich von dem vorbeifahrenden Verkehr nicht stören ließ. Ach, bald hätte ich es vergessen, da war noch Bär Nummer 9 am Straßenrand.
Am Mount Robson angekommen habe ich erst mal das Infocenter aufgesucht um in Erfahrung zu bringen, ob die Wanderwege geöffnet sind. Die freundliche Frau gab mir dann auch noch eine Wanderkarte und hat mir noch erzählt was der Robson River Campground so zu bieten hat. Im Gebäude war auch noch eine kleine Ausstellung über den Mount Robson N.P., welche sehr informativ war. Anschließend bin ich zum Campground gefahren, was eine weise Entscheidung war, denn nach mir füllte sich der Platz und schnell war keiner mehr übrig.
Gleich habe ich mich häuslich eingerichtet und es dauerte nicht lange und der Ranger kam um die Standgebühr zu kassieren. Von ihm habe ich auch das notwendige Feuerholz bekommen, um meine Steaks, welche ich in Clearwater gekauft hatte, zu braten. Es war ein vorzügliches Abendessen, mit Steak, Mais, Tomaten und Brot. Anschließend habe ich noch am Feuer gesessen, in meinem Buch gelesen und später dann meinen Körper unter der Dusche gewässert.
Zum Abschluss des Abends habe ich am Bericht geschrieben und werde mich nun zu Bett begeben.

11. Tag

Wetter: vormittags bewölkt und nachmittags Sonnenschein
Fahrstrecke: 8 km

Heute bin ich kurz vor 8 Uhr aufgestanden, habe mir Frühstück gemacht und dann alles verstaut für die Fahrt zum Startpunkt meiner heutigen Wandertour. Das Ziel war der Kinney Lake unterhalb vom Mt. Robson. Das Wetter war heute Morgen nicht so besonders, aber Hauptsache es regnete nicht. Die einfache Strecke bis zum See beträgt ungefähr 4,5 km und ich wollte noch weiter bis zum Kinney Campground, was ungefähr noch einmal 2,5 km waren. Die Strecke führt immer am Robson River entlang durch einen urigen Cedar-Wald. Der Weg ist leicht zu begehen und hat nur wenige Anstiege. Unterwegs sind ab und zu Schilder, wo man sich zu geologischen Gegebenheiten, über Tiere oder Pflanzen informieren kann. Der Kinney Lake selber ist erst entstanden, nachdem der Robson River Sand und Geröll so angespült hat, dass sich das Wasser stauen konnte. Der Weg zum Campground führt immer am See entlang und man hat fantastische Aussichtspunkte über den See. Der Kinney Campground ist ein ganz einfacher Zeltplatz, welcher eigentlich nur als Zwischenstadion für den Berg Lake Trail gedacht ist. Der Rückweg war dann wie der Hinweg.
Wieder am Ausgangspunkt meiner Tour angekommen gab es erst mal was Süsses, bevor es zum Campground zurückging. Da ich eh am Infocenter vorbei musste, habe ich gleich noch mal geschaut ob Mt. Robson vollständig zu sehen ist, er tat mir aber nicht den Gefallen.
Als ich dann zum Campground einbog sah ich schon etwas schwarzer im Straßengraben. Als ich dann näher kam flüchtete ein kleiner Schwarzbär kurzer Hand in den Wald, stelle sich senkrecht hinter einen Baum und schaute wer da wohl kam. Er hatte mehr Angst als Vaterlandsliebe und flüchtete noch tiefer in den Wald und ich fuhr auch weiter, um ihn nicht noch mehr zu erschrecken. Kaum hatte ich meinen Standplatz erreicht, sah ich wie der Kleine an der gleichen Stelle wieder aus dem Wald kam und weiter fraß.
Ich habe mich dann erst einmal geduscht und anschließend mir einen schönen Eintopf aus der Dose gemacht. Mittlerweile ist auch die Sonne herausgekommen und so habe ich die Zeit bis zum Abendessen am Robson River verbracht und mich gesonnt. Nach dem Abendessen habe ich zum Himmel geschaut und mir so gedacht, jetzt könnte der Mt. Robson doch ganz zu sehen sein. Also noch mal zum Fluss runter und tatsächlich, er war ohne eine Wolke vorm Gipfel zu sehen.
Anschließend habe ich meinen täglichen Bericht geschrieben, mir noch mal die Bilder vom Tag angeschaut und zugesehen wie ein Birkhuhn sich im Sand „wäscht“. Gestern hatte ich ja schon mal ein Lagerfeuer, da war es aber noch hell, heute will ich es mal später anzünden und die Atmosphäre genießen.

12. Tag

Wetter: Sonnenschein
Zeltplatz: Whistlers Campground***
Fahrstrecke: 158 km

Pünktlich 8 Uhr war ich heute Morgen wach und bin dann den üblichen Tätigkeiten nachgegangen. Nachdem alles zusammengepackt war konnte die Fahrt losgehen, denn mein heutiges Ziel war Jasper. Schnell noch kurz an der Tankstelle beim Infocenter vorbei, den Tank voll gemacht, noch mal nach Mt. Robson geschaut, der wieder völlig klar zu sehen war, und nach Hause telefoniert, damit die Angehörigen wieder mal ein Lebenszeichen von einem hören.
Je näher man Jasper kam, desto beeindruckender wurde die Landschaft. Schneebedeckte Berge, blaue Seen und Wald so weit man nur schauen konnte. Mit der Einfahrt in den Jasper N.P. hat man auch die Zeitzone wieder überquert und nun sind es nur 8 Stunden hinter der heimatlichen Zeit.
Der erste Weg führte mich gleich zum Whistler Campground, denn wie ich gesehen habe, waren die anderen Plätze noch geschlossen, also gleich mal einen Platz sichern. Am Stellplatz angekommen begrüßten mich auch die ersten Wapiti-Kühe, mit welchen im Moment nicht zu spaßen ist, weil sie Junge bekommen. Auf alle Fälle habe ich sie gleich mal fotografiert. Nach ein paar Ruheminuten ging’s gleich auf die Piste, denn man muss ja das schöne Wetter ausnutzen. Erster Anlaufpunkt war Mt. Edit Carvel, nicht weit vom Campground gelegen, aber nur über eine holprige Straße zu erreichen. Die Landschaft um Mount Edit Carvel ist ein riesiges Gletschergebiet, wo schon zu sehen ist, welche Kraft ein Gletscher hat und wie sich durch ihn die Landschaft verändert. Im Gegensatz zu vor 2 Jahren war der See noch mit Eis bedeckt und es lagen riesige Eisblöcke am Rand des Sees. Sehr beeindruckend die ganze Bergkulisse und sie ist unbedingt einen Abstecher wert, trotz dieser holprigen Straße. Da nur vereinzelte Wolken am Himmel waren und ich noch nicht zum Zeltplatz wollte, habe ich beschlossen zum Whistler Mountain zu fahren. Mit der Jasper Tramway wird man auf ungefähr 2200 m gebracht und kann anschließend die restlichen Meter bis zum Gipfel laufen. Auf Grund des Wetters hat man heute den totalen Rundumblick, selbst den 78 km entfernten Mt. Robson, wo ich heute früh noch war, konnte man ganz deutlich sehen. Da ich dieses Jahr noch nicht in so einer Höhe war fiel das Atmen etwas schwerer, ich hatte mich dann aber schnell daran gewöhnt und bin bis zum Gipfel gelaufen. Wirklich ein beeindruckendes Panorama, was man von hier oben hat. Da ich noch nichts gegessen hatte entschloss ich mich, nach Jasper zu fahren und mal Essen zu gehen. Außerdem konnte ich gleich mal nach dem e-Mail schauen, denn ich wusste noch vom letzten Mal, wo ein Internet-laden war. Am Bahnhof habe ich auch gleich einen Parkplatz gefunden und auch den Laden auf Anhieb gefunden. Simon hat mir eine Nachricht geschickt, dass er für 3 Tage in Jasper ist und ich ihn anrufen soll, mal was erfreuliches! Ansonsten habe ich erst mal allen Bekannten eine Mail geschickt und davon geschwärmt wie schön es hier ist. Die ganze Aktion hat 20 Minuten gedauert, ich musste ja noch mal auf meine Homepage schauen, und hat 2 Dollar gekostet, ist doch ein fairer Preis. Um die Ecke war dann auch ein Telefon und ich habe gleich mal probiert Simons Nummer anzurufen, aber es hat irgendwie nicht funktioniert. Versuche ich es halt später noch mal! Nun hatte ich aber wirklich Hunger und Appetit auf einen Hamburger. Gleich um die Ecke war dann auch McDonalds und da habe ich mir ein schönes Menü bestellt.
Es war nun auch schon relativ spät und ich bin geradewegs zum Campground gefahren. Am Eingangstor kam mir dann die Idee, den Einlass mal zu fragen ob eine Gruppe von Timberwolf Tours auf dem Platz ist. Heute war keine da, aber für Morgen hatte sich eine angesagt.
Den Rest des Abends habe ich mit Bericht schreiben und Musik hören zugebracht, denn ich hatte ja einen Stellplatz mit Stromanschluss.

13. Tag

Wetter: Sonnenschein
Fahrstrecke: 118 km

Heute Morgen wurde ich durch die Kälte geweckt, aber es war auch schon 8 Uhr, also Zeit zum Aufstehen. Schnell Wasser für den Tee warm gemacht, gefrühstückt, gewaschen und alles zusammengeräumt. Das heutige Ziel war der Maligan Lake und da es heute wieder ein schöner Tag werden soll, war eine Bootfahrt zu Spirit Island angesagt. Ich war zwar schon mal dort, aber da war der Himmel bewölkt und der Blick war nicht zu besonders. Also los ging es erst mal Richtung Jasper und dann die 44 km lange Maligan Road entlang. Als Erster begrüßte mich ein Schwarzbär, welche völlig gelangweilt quer über die Straße trottete. Nächster Stopp war dann am Medicin Lake, welcher eine ganz besondere Eigenart hat. Im Winter hat er nämlich kein Wasser, was daran liegt, dass er einen unterirdischen Abfluss hat und im Winter nicht genügend Wasser nachfließt. Ab dem Frühjahr, also zur Schneeschmelze füllt er sich dann wieder.
Ü ber die kurvenreiche Strecke ging die Fahrt dann weiter zum Maligan Lake. Als erstes bin ich am Ufer entlang gewandert, was mir dann aber sehr schnell vermiest wurde, denn hier waren jede Menge Mücken. Also bin ich zurück zum Ticketschalter und habe mir die Karte für die Bootstour geholt. Ich musste auch nicht all zu lange warten und die Fahrt konnte losgehen. Das Boot war voll und als die Besatzung nachzählte stellte sich heraus, dass einer zuviel an Bord war. Also versprachen sie ein kostenloses Mittagessen und schon hatte sich einer gefunden, der freiwillig auf diese Fahrt verzichtete. Das Personal erklärte wären der Fahrt einige Daten zum Boot und etwas über die Umgebung des Sees. Nachdem wir die Anlegestelle verlassen hatten, konnte man auch auf den hinteren, offenen Bereich des Bootes. Man konnte sich kaum sattsehen an der unbeschreiblichen schönen Landschaft rund um den See. Bis zu Spirit Island brauchten wir etwas mehr als eine halbe Stunde und dann kam sie in Sicht, das begehrte Postkarten- und Fotomotiv. Im Grunde ist es nichts besonderes, aber es hat so etwas bezauberndes, diese kleine Insel im See.
Wieder heil am Ufer angekommen war Mittag angesagt und im nahen Restaurant habe ich mir ein Sandwich mit Geflügelsalat und etwas Süßes geholt. Eines muss man den Kanadiern lassen, von Kuchen und Gebäck verstehen sie etwas. Diese schmackhaften Sachen habe ich auf der Terrasse bei schönstem Sonnenschein genossen. Dabei muss ich mir wohl etwas die Nase verbrannt haben, denn es spannt etwas.
Die Rückfahrt erfolgte wieder auf der Maligan Road und plötzlich hielt ein Auto am Straßenrand. Dies kann nur bedeuten dass ein Tier in der Nähe ist und wirklich, eine Bighorn Sheep lief am Straßenrand und hat sich von den vorbeifahrenden Autos nicht stören lassen.
Da noch genügend Zeit war, wollte ich noch etwas wandern und bin zum Beauvert Lake gefahren. Ich bin ungefähr 2 Stunden unterwegs gewesen und habe im Wald 3 kapitale Wapiti-Hirsche gesehen. Außerdem habe ich einen Specht beobachtet, wie er seine Jungen gefüttert hat. Die Aufnahmen welche ich davon gemacht habe können sich auch sehen lassen. Der Weg führte die ganze Zeit durch den Wald und urplötzlich hörte der Weg auf und ich stand in einer Feriensiedlung. Hier war alles vom Feinsten. Wunderschöne Ferienwohnungen, ein nobles Hotel und ein großer Golfplatz. All dies war am wunderschönen, blauen Beauvert Lake gelegen. Ich fand dann auch meinen Weg wieder und bin dann am Ausgangspunkt meines Rundweges wieder angekommen.
Es war nun schon spät und es galt zu überlegen was es heute zum Abendessen geben sollte. Die Entscheidung fiel nicht schwer, da ich eh noch einkaufen musste. Es gab also heute Abend Steak übern Feuer zubereitet.
Vor dem Einkauf bin ich noch mal ins Internet-Cafe und habe die Mails gecheckt. Leider war nichts Neues da, also habe ich Simon geschrieben, wo er mich finden kann. Vom Einkauf ging es dann direkt zum Zeltplatz und da gleich erst einmal zu den Duschen. Hier gibt es nämlich nur ein Duschgebäude und das liegt genau am entgegen gesetzten Ende von meinen Stellplatz. Also schnell geduscht, dann etwas Feuerholz mitgenommen und ab zum Futter machen. Das Steak war hervorragend und der Nudelsalat war auch nicht zu verachten.
Da ich schon sehr spät auf dem Platz angekommen war, habe ich noch am Bericht geschrieben, mir die Bilder vom Tage angeschaut (gleich mal einen Speicherchip frei gemacht) und etwas Musik gehört.

14. Tag

Wetter: Sonnenschein
Zeltplatz: Wilcox Creek Campground**
Fahrstrecke: 122 km

Jeden Morgen das gleiche Prozedere und als alles verstaut war konnte es endlich losgehen. Heute sollte es auf den wunderschönen Icefields Parkway gehen, mit seiner atemberaubenden Szenerie.
Erster Stopp war am Athabasca Fall, wo man ganz deutlich sehen kann, mit welcher Macht das Wasser das Gestein formen kann. Unter tosenden Lärm zwängt sich das Wasser durch eine enge Stelle und stürzt in die Tiefe.
Während der Fahrt hatte ich mir überlegt, welche Tiere ich noch nicht gesehen habe und bin darauf gestoßen, dass Schneeziegen nicht schlecht wären. Und als ob jemand meine Gedanken gehört hätte, war eine ganze Herde Schneeziegen am Straßenrand. Also auf dem Parkplatz angehalten, die Fotoausrüstung hervorgeholt und einige Fotos geschossen. Manche von den Tieren waren gerade im Fellwechsel und sahen recht zerzaust aus. Als sich dann zu viele Leute versammelten habe ich schnell das Weite gesucht und bin zum nächsten Halt gefahren, dem Honymoon Lake. Ein kleiner See mitten im Wald und ringsherum imposante Berge. Hier gibt es auch einen wunderschönen idyllischen Campground, welcher leider diesmal nicht auf meiner Liste Stand. Unweit des Honeymoon Lakes befindet sich der Sunwapta Fall, er ist zwar nicht so mächtig wie der Athabasca Fall, aber auch hier ist es imposant zu sehen, wie tief sich das Wasser ins Gestein eingearbeitet hat. Hier war auch die passende Gelegenheit für eine kleine Malzeit, denn die Zeit verging auch heute wie im Fluge.
Weiter ging es dem Parkway entlang dem Tagesziel entgegen, welches der Athabasca Glacier war. Schon die Anfahrt auf den Glacier ist eine Augenweite und wenn man sich überlegt, dass dies nur ein Teil eines riesigen Columbia Icefields ist, dann kommt man sich richtig klein vor. Gleichzeitig wird einem gezeigt, wie schnell sich ein Gletscher zurückziehen kann. Also rauf auf dem „Eisberg“, solange er noch da ist. Das Infocenter habe ich mir dieses Mal erspart, weil unzählige Autos und Busse davor geparkt haben. Somit bin ich gleich zum Wilcox Creek Campground gefahren und habe mir einen schönen Platz ausgesucht.
Nach einer kurzen Pause und den Formalitäten zur Registrierung habe ich mich zu einem kleinen Hike aufgemacht. Ich wollte zum Wilcox Pass, auch mit den Hintergedanken ein paar Bighorn Sheeps dort zu sehen. Erst einmal ging’s durch den Wald und dann über Flächen mit kurzem Bewuchs hinauf zum Pass. Die Sonne schien und man hatte einen wunderschönen Blick zum Athabasca Glacier. Am Pass angekommen habe ich mir ein ruhiges Fleckchen gesucht, meine Fototasche und den Rucksack abgesetzt und mich ein wenig gesonnt. Plötzlich hörte ich etwas neben mir knabbert. War da nicht so ein vorwitziges Streifenhörnchen und hat an meiner Fototasche geknappert. Als ich genauer hinschaute sah ich, dass es die Tasche ablegt. Was da nur so Schmackhaftes dran ist? Für mich war gleich ein schönes Fotomotiv, darum habe ich es machen lassen. Ich glaub ich hätte Stunden so sitzen können und dieses Tierchen hätte sich von nichts stören lassen. Selbst als ich ein Objektiv aus der Tasche genommen habe, ich war somit keine 20 cm entfernt, hat es keine Anstalten gemacht abzuhauen. Irgendwann habe ich dann doch meine Sachen genommen und bin wieder Richtung Campground gewandert. Auf dem Rückweg habe ich dann auch ein Bighorn Sheep gesehen, aber es war zu weit entfern.
Am heutigen Abend passierte nicht mehr all zu viel, denn ich war irgendwie müde. Ich habe noch am Bericht geschrieben, mir die Bilder angeschaut und habe noch etwas gelesen.

15. Tag

Wetter: früh Regen, nachmittags Sonnenschein
Zeltplatz: David Thompson Resort***
Fahrstrecke: 92 km

Heute war Sonntag, also mal Zeit etwas länger zu schlafen, außerdem hat es heute Morgen geregnet. Nach den üblichen Tätigkeiten habe ich meine sieben Sachen gepackt und mich auf den Weg zum Abraham Lake gemacht. Der Himmel war wolkenbehangen und es regnete ab und zu. Ich hatte die leise Hoffnung, dass am Abraham Lake das Wetter besser sein würde.
Erst fuhr ich wieder auf dem Icefields Parkway, welcher heute durch die tiefhängenden Wolken etwas von seiner Schönheit eingebüsst hat. Die Berge waren einfach grau und das weiß der Schneefelder war verblasst. Am Saskatchewan River Crossing führ ich dann auf den David Thomson Highway immer Richtung Abraham Lake. Das Wetter besserte sich anfangs nicht, im Gegenteil es fing richtig zu regnen an. Je weiter ich in Richtung des Sees kam, besserte sich das Wetter. Unterwegs stand ein Bighorn Sheep am Straßenrand und als ich anhielt kam es sogar bis zur Straßenmitte, als wollte es fragen ob ich es mitnehmen kann. Als ich nicht reagierte, sondern nur Fotos machte, lief es weiter.
Am Abraham Lake riss die Wolkendecke dann ganz auf und die Sonne schien. Nach der Anmeldung auf dem Campground habe ich meinen Platz aufgesucht und bin gleich erst einmal zum See. Er führte wenig Wasser, scheinbar haben sie den Damm geöffnet und einen erheblichen Teil des Wassers abgelassen. Der See ist nämlich erst durch das Anstauen des Saskatchewan Rivers entstanden. Am See selbst blies ein laues Lüftchen, die Wellen liefen am Ufer aus und man konnte denken man ist am Meer.
Nach diesem Spaziergang habe ich etwas Musik gehört und etwas zum Mittag gegessen. Anschließend habe ich die Möglichkeit genutzt, meine alten Knochen im beheizten Pool auszuruhen. Es war einfach wunderbar und ich werde heute Abend noch mal den Pool aufsuchen.
Heute war einfach mal ein Ruhetag und so habe ich mich vor dem Camper gesetzt, etwas Musik gehört und die Seele einfach mal baumeln lassen.
Nach dem Abendessen bin ich dann noch mal los und hatte den ganzen Pool für mich allein, jedenfalls für kurze Zeit. Dann kam eine kanadische Familie, die hatten wohl Familientreffen, und zelebrierten vor dem Pool ein Fotoshooting vom Feinsten. Geschlagene 20 Minuten musste ich es in dem warmen Wasser aushalten, bis alle fotografiert waren. Hauptsache sie haben ein schönes Andenken an diesen Tag, denn so jung trifft man sich nie wieder.
Jedenfalls konnte ich dann wieder aus dem Pool, bin zum Camper zurück und habe an meinen Bericht geschrieben. Den Rest des Abends habe ich Musik gehört, Pläne für den morgigen Tag gemacht und die letzten Wochen noch mal so vorübergehen lassen.

16. Tag

Wetter: Sonnenschein
Zeltplatz: Lake Louise Campground**
Fahrstrecke: 159 km

Heute Morgen wurde ich etwas unsanft aus dem Schlaf gerissen. Der Camper gegenüber hat wohl seine sieben Sachengepackt und dabei einen Wutanfall bekommen, denn er schimpfte laut und die Stühle flogen durch die Gegend. Da ich nun eh nicht weiter schlafen konnte, bin ich gleich aufgestanden und habe gefrühstückt. Anschließend habe ich meine Sachen gepackt, natürlich wesentlich leiser als der Nachbar und bin erst mal an die Tankstelle gefahren, denn hier war der Sprit relativ preiswert.
Bis zu meinen ersten Zwischenstopp war es nicht weit, denn gestern auf der Herfahrt habe ich gesehen, dass Helikopterflüge angeboten werden. Da ich noch nie mit so einem Ding geflogen bin, wollte ich es mal ausprobieren. Also zu den Leuten hin und gefragt, wie es mit einem Rundflug steht. Wenn man zu Zweit fliegt, ist der Flug (20 min.) gegenüber Deutschland sehr preiswert. Da ich aber allein war und die nächsten Flüge erst um 12.30 Uhr waren, wurde es etwas teurer, aber immer noch erschwinglich. Wann bekommt man schon mal so eine Gelegenheit in die Berge zu fliegen. Unter den Piloten war ein Schweizer, er hat mit mir denn Sicherheitscheck gemacht und ist auch mit geflogen um die nähere Umgebung etwas zu erklären. Selber fliegen durfte er noch nicht, da er erst den Flugschein gemacht hat und noch Flugstunden nehmen muss. Der Flug selber war ein unbeschreibliches Erlebnis und war auch viel ruhiger als mit dem Flugzeug vor 2 Jahren. Wir sind über Schluchten geflogen, an einem Gletscher vorbei und nahe an den höchsten Berg der Gegend heran. Natürlich war die Zeit viel zu schnell vorbei und wir mussten zurück zum Stützpunkt. Dort gab es ein Zertifikat und ein Erinnerungsfoto, welches vor dem Flugzeug gemacht wurde. Anschließend habe ich mich von den Leuten verabschiedet, denn die waren echt nett und haben mir ein unvergessliches Erlebnis ermöglicht.
Nun ging es den David Thomson Highway zurück bis auf den Icefields Parkway. Erster Haltepunkt hier war der Mistaya Canyon. Hier hat sich der Fluss tief in das weiche Gestein eingeschnitten und lässt das Wasser unter tosendem Lärm durch die engen Schluchten fließen.
Die Fahrt ging weiter und der als nächstes habe ich am Pytho Lake gehalten. Dass der See ein großer Touristenmagnet ist wusste ich, aber was die Japaner hier für eine Show abziehen kann man sich gar nicht vorstellen. Raus aus dem Bus, hin zur Aussichtsplattform, unter lautem Gequake ein Foto gemacht und wieder rein in den Bus. Jeder halt wie er es braucht und da ich meine Ruhe haben wollte, bin ich einem kleinen Wanderweg gefolgt und hatte im Endeffekt eine bessere Sicht auf den See als die Anderen. Der See mit seiner Farbe ist unbeschreiblich und dazu noch die schneebedeckten Berge ringsherum. Einfach fantastisch!
Unweit des Pytho Lakes befindet sich der Bow Lake mit der Num-Ti-Jah-Lodge, einer wirklich guten Unterkunft. Der See selber schimmert in einem zarten Blau vor der Kulisse des Growfoot Glaciers. Von hier aus habe ich schnell mal nach Hause telefoniert, damit man weis, dass ich noch lebe und die Bären mich noch nicht gefressen haben.
Jetzt war es auch nicht mehr weit bis nach Lake Louise und dort habe ich erst einmal das Einkaufscenter aufgesucht, da ich Hunger auf etwas Besonderes hatte. Ich habe mir ein Chicken Sandwich mit Käse und viel Gemüse bestellt. Es hat sehr gut geschmeckt und mein Magen war auch beruhigt. Nun konnte es auf zu neuen Taten gehen. Ziel war nun der Moraine Lake, unweit von Lake Louise. Eine enge Straße von 14 km Länge führte zum See, welcher laut einigen Berichten im Internet schöner und ruhiger als Lake Louise sein sollte. Die Berichte müssen wohl etwas älter gewesen sein, denn hier war die Hölle los. Die einzige Möglichkeit dem Trubel zu umgehen war, indem man um den See herum lief, denn so weit schafften es die Meisten nicht. Von der Umgebung her finde ich Lake Louise auch spektakulärer, aber dies ist immer Geschmackssache.
Da es schon etwas später war, bin ich auf den nahen Lake Louise Campground gefahren und habe mich dort für 2 Nächte eingemietet. Nachdem ich mich ein wenig ausgeruht hatte, bereitete ich mir ein köstliches Abendessen zu, es gab Eintopf nach irischer Art. Hat sehr gut geschmeckt und war auch reichlich. Nach dem Aufwasch bin ich zum Duschen gefahren, was mir eigentlich widerstrebt, nicht das Duschen sondern das Fahren, aber die Duschen sind hier so weit entfern, da hatte ich keinen Bock zum Laufen. Da wäre man ja reif für die Dusche, wenn man wieder zurücke wäre.
Den Rest des Abends habe ich mit Berichtschreiben und Musik hören verbracht.

17. Tag

Wetter: Sonnenschein
Fahrstrecke: 13 km

Es war die erste unruhige Nacht seit ich in Kanada bin. Erst kamen laufend Züge, der Zeltplatz liegt neben einem Bahngleis, und dann fing es an zu regnen. Darum war ich auch etwas unausgeschlafen und wollte gar nicht aufstehen. Als ich aber dann das schöne Wetter sah, war die Müdigkeit vorbei und ich hatte richtige Lust auf einen guten Hike. Nachdem ich startbereit war fuhr ich Richtung Lake Louise und war eigentlich der Meinung, dass so früh dort noch nicht los ist. Aber weit gefehlt, hier tobte schon der Bär und die Asiaten waren wieder mal lautstark in der Überzahl. Wenn die nur nicht immer so rumschreien würden! Ich habe mich dann schleunigst aus den Staub gemacht, denn wenn man ein paar Meter geht, dann ist man so gut wie allein. Mein erstes Ziel war das Teahouse am Plain of Six Glaciers (2099 m). Am Anfang führte der Weg am Ufer des Sees entlang und da standen schon Hinweisschilder, dass ein Grizzlybär mit 2 Jungen in der Gegend ist und man bitte vorsichtig sein soll. Eigentlich wollte ich meine Ruhe haben, aber nun hoffte ich, dass doch einige Wanderer unterwegs sind. Nach dem Stück am Ufer entlang bog der Weg in den Wald ein und urplötzlich huschte ein Murmeltier über den Weg. Es setzte sich auf einen Stein und beobachtete mich. Natürlich kam mir die Sache gelegen und ich fotografierte das putzige Tier. Ein Stück weiter spielten dann 2 Jungtiere auf einem großen Stein und nahmen keine Notiz von mir. Der Weg stieg langsam steiler an und führte durch mannshohe Büsche, was den angespannten Nerven nicht gerade dienlich war, denn schließlich war ein Grizzly in der Nähe und mit denen ist nicht zu spaßen. Langsam verlor ich dann die Nervosität und konnte die hervorragende Aussicht zum See und den umliegenden Gletschern genießen. Auf den mannshohen Büschen folgte dann ein Geröll- und Schneefeld, welches mich bis zum Teahouse begleitete. In regelmäßigen Abständen hörte man ein dumpfes Grollen in den Bergen und sah dann die abgehenden Lawinen. Die Bergwelt hier oben ist mit den Alpen überhaupt nicht vergleichbar, alles so riesig und spektakulär. Am Teahouse angekommen habe ich eine längere Rast eingelegt und mich ein wenig gesonnt, denn das Wetter hat bis jetzt gehalten was es heute Morgen versprochen hat. Nach der etwa einstündigen Pause machte ich mich dann zum zweiten Etappenziel auf, es war Lake Agnes auf einer Höhe ü.N.N. von 2134 m. Das erste Stück weg führte wieder über das Geröllfeld, bis der Weg dann in den Wald abbog. Auf einer kleinen Lichtung vor dem Wald tollten 2 Murmeltiere umher und es ist schon lustig diesen kleinen Dickerchen zu zusehen. Im ersten Drittel stieg der Weg recht gemächlich an, doch im Letzten, machte man auf kürzester Strecke einige Höhenmeter um endlich am Lake Agnes anzukommen. Auch hier waren diese Japaner, obwohl es hier oben doch keinen Busparkplatz gibt! Jedenfalls habe ich mir es im hiesigen Teahouse gemütliche gemacht, eine heiße Schokolade und ein Sandwich bestellt und mir den wunderschönen See angeschaut. Es hat vorzüglich geschmeckt und ich hätte mich in der Sonne schön ausruhen können, wenn da nicht diese Vögel gewesen wären, gegen die man sein Essen verteidigen musste. Sie haben aber schnell kapiert dass es bei mir nichts zu holen gibt. Der knapp 3 km lange Weg zurück zum See war völlig unspektakulär und am Ende hatte einen die Touristenmeute wieder. Schnell zum Camper und nix wie weg hier. Bevor ich zum Campground gefahren bin, habe ich noch mal schnell einen Abstecher in den kleinen Lebensmittelladen gemacht, denn ich braute noch etwas für heute Abend. Ich wurde auch recht schnell fündig und alles würde auf etwas Chinesisches hinauslaufen, denn ich hatte noch jede Menge Reis. Nach dem Einkauf konnte ich der Bäckerei gegenüber nicht widerstehen und habe mir etwas Kuchen mitgenommen, der schmeckt nun mal so gut!
Auf dem Campground bin ich gleich zur Dusche gefahren, denn wegen der Hitze und das Wandern war ich doch ganz schon durchgeschwitzt und ich wollte doch mit meinem Geruch keinen vertreiben.
Am Stellplatz angekommen habe ich erst einmal alles aufgebaut und mir dann gleich die Bilder vom heutigen Tag angeschaut, denn mit einigen Bildern von den Vortagen war ich nicht zufrieden und so habe ich ein paar Einstellungen an der Kamera verändert und das Objektiv gewechselt. Ich war erleichtert als ich dann gesehen habe, dass die Veränderungen etwas gebracht haben und somit werde ich in Zukunft mein großes Objektiv für Landschaftsaufnahmen benutzen.
Langsam war auch die Zeit fürs Abendessen gekommen und ich bereitete den Reis und das Hühnerfleisch mit süß saurer Soße zu. Es war ein Gedicht und trotz das ich zu viel gekocht habe, hab ich alles aufgegessen.
Die Zeit verging heute wie im Fluge und die letzten Stunden des Abends habe ich mit Berichtschreiben und lesen verbracht.

18. Tag

Wetter: Sonnenschein, abends Gewitter und Regen
Zeltplatz: Tunnel Mountain Campground**
Fahrstrecke: 127 km

Die Nacht war irgendwie nicht so wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich war halb drei wach und konnte schlecht wieder einschlafen, als wäre irgendetwas Schlimmes passiert. Ein wenig Schlaf habe ich dann doch gefunden und bin gegen 8 Uhr dann aufgestanden. Heute sollte es dem letzten Ziel der Reise, bevor ich wieder nach Calgary fahre, gehen. Auf dem Bow Valley Parkway ging es Richtung Banff. Am Anfang der Straße hatte meine Reise ihren negativen Höhepunkt, ich habe ein Eichhörnchen, welches unentschlossen auf der Straße umher rannte und das ich zu spät gesehen habe, Tod gefahren. Ich werde ihm immer gedenken.
Eigentlich heißt es, dass man auf dem Bow Valley Parkway immer Tiere sieht, aber ich habe keines erblicken können, bis auf das Eine, welches ich zu nahe gesehen habe.
Ich habe unterwegs ein paar Mal gehalten und ein Haltepunkt war der Johnston Canyon. Auf dem 3 km langen Fußweg konnte man den Lower Fall und den Upper Fall sehen. Der Canyon zeigt ein wunderschönes Farbenspiel und es ist schon Einzigartig zu sehen, wie das Wasser in die Tiefe stürzt. Außerdem war der Gang durch den Wald und am Canyon entlang eine willkommene Abkühlung, denn der Planet strahlte heute wieder ohne erbarmen.
In Banff angekommen habe ich mich erst einmal um meine Gasflasche gekümmert, denn sie war fast leer und ohne Gas kein Kühlschrank. Anschließend habe ich mich auf dem Tunnel Mountain Campground angemeldet, habe meinen Platz bezogen und bin aber gleich wieder Richtung Lake Minnewanka gefahren. Den See fand ich etwas enttäuschend, außerdem war es recht windig und so bin ich am Two Jack Lake vorbei wieder Richtung Banff gefahren. In Banff selber habe ich mir als Erstes die Hoodoos angeschaut und bin anschließend direkt in die Stadt gefahren, um einen kleinen Stadtbummel zu machen.
Im Banff Infocenter habe ich mir einen Film angeschaut und ein Buch über die Tierwelt Kanadas gekauft. Eigentlich wollte ich erst Morgen ins Park Museum gehen, es lag aber auf der Strecke und so habe ich es gleich angeschaut. Es ist ein kleines Museum, was schon über hundert Jahre Alt ist und welches die Tierwelt der Rocky Mountains zeigt.
Da das Frühstück meine letzte Malzeit war und es fast schon Abendbrotzeit war, verspürte ich den kleinen Hunger. Es sollte keine große Mahlzeit werden, also kam McDonald gerade recht. Also was Kleines bestellt und mich hingesetzt. Und siehe da, im Fernseher brachten sie etwas über die Fußball-EM und was musste ich mit entsetzten feststellen, die Deutschen waren in der Vorrunde ausgeschieden. Was soll man da nur sagen.
Ich habe mir dann mein Auto geschnappt und bin Richtung Bow Falls gefahren. Da es hier nicht all zu viel zu sehen gab, bin ich noch eine Runde um den Golfplatz gefahren, immer in der Hoffnung ein paar Wapiti Hirsche zu sehen, aber an dem war nicht.
Auf der Rückfahrt zum Campground habe ich noch mal an Surprise Corner gehalten, von wo aus man einen schönen Blick auf dass Fairmont Banff Spring Hotel hat.Ein riesiges Gebäude, welches sich gut in die Umgebung einfügt, nicht wie das Fairmont Chateau Lake Louise.
Gerade auf dem Campground angekommen hörte man auch schon das Grollen über den Bergen und kurze Zeit später war der allerschönste Platzregen perfekt. Nicht lange aber heftig.
Heute Abend habe ich weiter an meinen Bericht geschrieben und mir noch einmal die Bilder vom Tage angeschaut.

19. Tag

Wetter: Sonnenschein, bewölkt
Fahrstrecke: 50 km

Habe ich es nicht heute Morgen verschlafen! Um 8.30 Uhr bin ich erst munter geworden und war richtig erschrocken. Macht aber nichts, denn ich habe ja Urlaub und heute wollte ich eh Banff etwas näher erkunden. Nach den üblichen Tätigkeiten am Morgen konnte die Fahrt losgehen. Erster Anlaufpunkt war die Bahn zum Sulphur Mountain. Es war zwar schon reger Betrieb, aber es ging zügig voran. Die Sicht war heute etwas trübe, aber im Gegensatz zu den letzten Tagen hat die Sonne nicht so sehr geblendet. Was musste ich sehen wo ich aus der Gondel ausgestiegen bin, waren da nicht 3 erwachsene Bighorn Sheeps mit ihren Jungen. Natürlich musste ich sie fotografieren, denn die Kleinen sind so hübsch anzuschauen. Ich hatte auch noch Augen für die schöne Umgebung und so bin ich von der Bergstation bis zum Gipfel gelaufen. Man hatte zwar keine besondere Weitsicht, aber die Berge der näheren Umgebung waren schon recht imposant. Am Gipfel steht eine kleine Hütte, in welcher die ersten Landvermesser gelebt haben und man sieht noch, mit welcher Ausrüstung sie gearbeitet haben. Auf der Rückfahrt zur Talstation hatte ich erst noch überlegt ob ich zu den Upper Hot Springs gehe, aber von der Gondel aus konnte man das Bad sehen und es ist sehr kommerziell angelegt. Ich habe es dann sein gelassen und bin lieber zu der Stelle gefahren, wo die erste Quelle entdeckt wurde, zu Cave and Basin. Hier konnte man die Quelle und das erste Badehaus besichtigen. Außerdem hatte man die Möglichkeit auf einem Bordwalk die nähere Umgebung zu erkunden. Auf der Herfahrt habe ich schon das Buffalo Nations Museum entdeckt und habe es auch besucht. Sehr zu empfehlen diese Ausstellung. Es werden Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens der Indianer gezeigt und man bekommt einen Einblick in die Tierwelt Kanadas. Mit lebensgroßen Puppen und präparierten Tieren sind Szenen aus dem Leben der unterschiedlichsten Indianerstämme dargestellt.
Auf dem Weg zu den Vermillion Lakes lag dann noch das Whyte Museum, welches zum größten Teil aus Bildern über verschiedenste Themen besteht, z.B. Waldbrände und Gegenden in ihrer Entwicklung, aber auch aus alten Gegenständen der ersten Bergsteiger und Fotografen in Kanada.
Nach dieser kleinen Bildungsreise ging es zu den Vermillion Lakes, was ein riesengroßes Naturschutzgebiet von zusammenhängenden Seen ist und wo man sich richtig gut entspannen kann. Ich habe mich an einen dieser Seen gesetzt, die Ruhe genossen und einem Fischadler bei der Jagd zugeschaut.
Irgendwann muss man den schönsten Ort auch verlassen, da ich aber noch keine Lust hatte auf den Campground zu fahren, habe ich schnell noch einen kleinen Abstecher zum Mt. Norquay gemacht. Von hier oben hat man noch einmal einen wunderschönen Blick auf die Stadt und die Bergkulisse.
Da ich Morgen nach Calgary fahren wollte und die Tankanzeige auch schon aufleuchtet musste ich wohl oder übel noch mal tanken fahren. Aber dies ist ja kein Problem.
Zurück auf dem Campground habe ich dann angefangen meine Sachen zu packen und das Auto etwas auf Vordermann zu bringen. So sehr dreckig sah es gar nicht aus, aber gemacht werden musste es trotzdem. Anschließend habe ich an meinem Bericht weiter geschrieben und mir die Bilder vom Tage angeschaut.

20. Tag

Wetter: Sonnenschein, abends Gewitter und Regen
Zeltplatz: KAO Campground Calgary West**
Fahrstrecke: 156 km

Heute ging es der Heimat wieder ein Stück näher, die Fahrt soll nach Calgary führen. Nach den allmorgendlichen Tätigkeiten konnte es kurz vor 9 Uhr losgehen. Die Fahrt hatte nichts Aufregendes an sich, außer das ich mir noch nicht im Klaren war, ob ich diese Nacht auf einem Zeltplatz übernachten soll oder mich einfach irgendwo in der Stadt hinstelle.
Erster Anlaufpunkt war der Canada Olympic Park, welcher gleich am Highway 1 lag. Von der Olympiaschanze war ich am Anfang etwas enttäuscht, denn der Zuschauerbereich sah ziemlich verwahrlost aus. Mit dem Lift bin ich dann auf die 90 m Schanze gefahren und konnte einen Einblick bekommen, wie die Skispringer die ganze Sache so sehen. Ist schon eine ganz schöne Höhe und steil nach unten geht das. Nach diesem Höhenerlebnis habe ich dann die Bobbahn besichtigt und man konnte die ganze Bahn ablaufen. Ich kenne ja nun die Bobbahn vom Königssee, aber diese hier ist noch etwas gewaltiger. Leider konnten Besucher zu dieser Zeit nicht fahren, also muss ich es doch mal am Königssee versuchen. Bevor ich in die Hall of Fame bin, habe ich mir einen kleinen Snake im Restaurant gegönnt, denn schließlich war Mittagszeit. In der Hall of Fame sind verschieden Exponate zu den bisherigen Winterspielen ausgestellt, so sind auch alle Olympiasieger an einer Wand verewigt. Natürlich konnte man auch die Sportler der ehemaligen DDR finden, wie Katharina Witt und Frank Peter Roetsch.
Nun musste ich eine Entscheidung treffen, wo übernachte ich heute? Ich hab mich dann für den Campground entschieden, weil ich morgen Früh das Auto noch aufräumen und etwas säubern muss. Der Campground ist gleich neben dem Olympic Park und so habe ich mich dort gleich angemeldet. Im Prospekt heißt es, dass ein Shuttle Service in die Stadt besteht und dies ist ja auch nicht mal gelogen, nur hätte man dazu schreiben sollen, dass er nur 3 mal am Tag fährt und wenn man den um 15 Uhr verpasst, dann fährt der Nächste erst um 18 Uhr. Und wenn man um 18 Uhr fährt, dann muss man mit dem Taxi zurück fahren. Dies war mir alles zu umständlich und viel zu spät, denn ich wollte ja noch was sehen. Also bin ich mit dem eigenen Auto gefahren und als erstes wollte ich mir den Zoo anschauen. Da ich mir noch schnell einen Stadtplan besorgt hatte, fand ich das Ziel ohne Probleme. Ich habe dann 3 Stunden zugebracht und ich muss sagen, die Gehege sind wirklich sehenswert. Vor allem das Afrikahaus und die Gehege zu der Tierwelt Kanadas sind sehr gut gelungen. Dieser Zoo ist einen Abstecher wert und einen Parkplatz findet man hier auch.
Auf der Fahrt zum Zoo habe ich schon eine günstige Parkmöglichkeit in Stadtnähe gesehen und bin gleich dort hin gefahren. Wenn man schon mal hier ist und die Zeit hat, dann soll man sich auch mal die City anschauen. Hier findet man alles, Wolkenkratzer, Einfamilienhäuser, Kirchen, alte und neue Gebäude, jede Menge Autos und Menschen und vor allem viele Grünanlagen. So bin also durch die Stadt geschlendert und da fiel mir ein, man könnte sich doch alles Mal von weiter oben anschauen. Also nichts wie zum Calgary Tower, in den Fahrstuhl gestiegen und von der Aussichtplattform mal alles genauer angeschaut. Das Zentrum der Stadt ist zwar relativ klein, aber die Stadt wächst immer mehr und es entstehen immer mehr Neubausiedlungen. Nachdem ich mir einiges angeschaut habe und es anfing zu regnen, bin ich wieder zum Campground zurück gefahren, hier fing es dann so richtig an zu schütten, jedoch nur ein kurzer, ergiebiger Regenschauer. Nach dem Regen bin ich noch mal kurz in den Pool gesprungen, welcher zum Campground gehört. Heute werde ich wohl etwas eher ins Bett gehen, aber vorher schaue ich mir noch mal die Bilder an und schreibe meinen Bericht weiter.