Vorbereitung

Die Idee nach Kanada zu reisen stammt eigentlich von einem guten Freund. Er hat mir immer vorgeschwärmt, wie schön es dort sein muss und wie gern er dort wäre. Nun verging noch einige Zeit bis ich mein erstes Buch über Kanada erworben habe. Von diesem Zeitpunkt an stand fest, bis zu deinem 30. Lebensjahr fährst du nach Kanada. Es ist zwar dann das 32. geworden, aber das ist ja egal.
Die Idee war nun gereift und jetzt folgte das große Suchen. Als erstes stand die Frage: „Wie möchtest du reisen?“. Für mich war es ein neues Land und es war schnell der Entschluss gefasst, eine Reise allein scheidet aus. Also musste das Internet herhalten. Ich suchte eine Möglichkeit wo man das Land durch einen Guide kennenlernt, aber trotzdem eine gewisse Freiheit besitzt. Nach einigem Suchen fand ich dann ein Angebot für eine geführte Reise mit dem vielversprechenden Titel „Zeltabenteuer“. Dann ging auch alles recht schnell. Informationen zur Reise eingeholt und gebucht. Die Leute vom Reisebüro haben wirklich einen sehr guten Job gemacht und es gab keine Komplikationen. Die Zeit bis zum Start habe ich mit dem Studium weiterer Bücher verbracht.
Kurz vor Beginn der Reise wurde ich vom Reisebüro informiert, dass die Reise auch wirklich stattfindet. So nebenbei wurde mir auch berichtet, dass die Gruppe 6 Leute umfasst und außer mir noch 5 Spanier dabei sind. Meine Aufregung wurde damit nur noch größer. Es kamen Fragen über Fragen. Das größte Problem momentan war, wie unterhält man sich. Im Nachhinein sollte dies kein Problem darstellen.

1. Tag

Die Aufregung war schon recht groß. Der Zug von Weimar nach Frankfurt fuhr kurz nach 8 Uhr und die Nacht habe ich nicht richtig geschlafen.
Mit meinem Seesack und einer großen Tasche wurde ich Richtung Bahnhof gefahren. Der Zug kam pünktlich und nun konnte das große Abenteuer richtig beginnen.
Die Zugfahrt verlief ohne große Ereignisse und so war ich dann pünktlich am Frankfurter Flughafen. Ich hatte noch etwas Zeit, denn der Flug sollte erst 14:50 Uhr starten. Also habe ich erst einmal eingecheckt und mich anschließend auf dem Flughafen umgesehen. Natürlich musste man sich vor dem Flug auch noch etwas stärken.
Kurz vor 13 Uhr habe ich mich dann zum Flugsteig begeben und die ankommenden und startenden Maschinen beobachtet. Noch ein kurzes Telefonat mit zu Hause und dann kam auch schon das Flugzeug.
Die Abfertigung ging relativ schnell, obwohl die Maschine ausgebucht war. Fast pünktlich um 14:50 Uhr fuhr die Boing ... auf das Rollfeld und startete durch. Jetzt geht es los und was wird mich erwarten?
Der Flug dauerte 8 Stunden und 20 Minuten und verlief ohne Zwischenfälle. Das Essen war wie immer auf Flügen und das Unterhaltungsprogramm kam nur auf Englisch.
Nach einem ruhige Flug landeten wir in Calgary. Der Flughafen ist nicht sehr groß und befand sich im Umbau. Auf alle Fälle wurden wir herzlich von einem älteren Mann in Uniform begrüßt. Anschließend ging es zum Zoll. Die Abfertigung verlief recht schnell, mit einem kleinen Missverständnis zwischen der Beamtin und mir. Die Folgen sollten sich anschließend zeigen. An der zweiten Zollstelle wurde ich dann freundlich aufgefordert meine Tasche zu öffnen. Auf meinem Zettel von der Beamtin stand ich hätte eine Waffe im Gebäck. Keiner Schuld bewusst öffnete ich meine Tasche und als der Beamte mein Messer sah konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Nun war alles klar und ich durfte wieder einpacken. Als nächster Schritt folgte die Einlösung des Gutscheins für den Transport zum Hotel. Die Frau am Schalter war recht nett und nach kurzer Wartezeit kam der Busfahrer und hat einige Mitwartende eingeladen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt gelangte ich dann schließlich ans Hotel und musste mich dort erst einmal mit dem Personal auseinandersetzen. Entweder habe ich so undeutlich gesprochen oder der gute Mann wollte mich nicht verstehen. Zum Glück stand unser späterer Guide Simon daneben und hat mir übergeholfen.
Nach diesem Akt hatte ich den Zimmerschlüssel und die Information, dass die Gruppe sich um 18 Uhr zum Abendessen trifft. Es war noch genügend Zeit für eine warme Dusche und ein kleines Schläfchen.
Pünktlich um 18 Uhr trafen sich alle im Restaurant, aßen gemeinsam zu Abend und besprachen schon mal das wesentliche für den nächsten Tag. Wir kamen schnell ins Gespräch und die Leute aus Spanien wollten noch in die Stadt. Ich habe mich erst einmal um eine Telefonkarte bemüht und müsste mit den Tücken der hiesigen Technik zu Recht kommen. So einfach wie bei uns mit den Telefonkarten ist es hier nämlich nicht, einfach einstecken, Nummer wählen und los geht’s. In Kanada wählt man erst einen Provider an, dann gibt man die Nummer der Telefonkarte, welche man vorher freigerubbelt hat, ein und dann die Landesvorwahl mit Telefonnummer. Ist zwar ein wenig umständlich, ist aber sehr preiswert und mit 10 Can$ kommt man locker 14 Tage hin. Die Hürde habe ich dann auch gemeistert, an was ich dann nicht gedacht habe, war die Zeitverschiebung. Hier war es nun gegen 22 Uhr und als das Telefon in der Heimat geklingelt war es eben erst 6 Uhr morgens. Unter diesen Umständen war die Reaktion der Angerufenen etwas gespalten. Nach all diesen aufregenden Erlebnissen hat ich mir den folgenden Schlaf redlich verdient. Nur diese blöde Eismaschine auf dem Gang machte ab und zu so ein nervendes Geräusch.

2. Tag

Die Nacht war dann auch recht schnell vorbei und um 7:30 Uhr war Frühstück angesagt. Pünktlich waren dann auch alle da und es gab ein kontinentales Frühstück. Wie sich später herausstellte war es gar nicht für uns gedacht, sondern für die japanische Reisegruppe. Nach dem Frühstück war dann Sachen packen angesagt und um 9:00 Uhr wurde der Van, ein Chevrolet beladen.
                                                                                
Anschließend ging es zu einem Supermarkt um einige lebensnotwendige Sachen einzukaufen. Nach diesem Einkauf führte uns Simon zu einer Aussichtsstelle über Calgary, von wo man einen herrlichen Blick über die Skyline hatte. Einen kleinen Einblick über die Probleme der Native People hat man hier auch bekommen. Der Alkohol hat schon verheerende Wirkungen und so waren auch angetrunkene Ureinwohner an diesem Aussichtspunkt und haben um Geld gebettelt.
Auf dem Highway 2 fuhren wir Richtung Waterton Lake N.P. und machten am Head-Smashed-In Buffalo Jump unsere erste Stadion. Auf der Fahrt dort hin haben wir die volle Schönheit der Prärie gesehen und anschließend erkannte man schon am Horizont die ersten Ausläufer der Rocky Mountains.
Das Ausstellungsgelände des Head-Smashed-In Buffalo Jump ist sehr beeindruckend. Es wird das Leben der Indianer dargestellt und speziell eine Methode zur Jagd von Bisons. Zuerst wird man durch die Räumlichkeiten mit seinen Modellen, Gebrauchsgegenstände, Tiere u.ä. geführt und anschließend folgt man einem kleinen Weg zu der Stelle, wo die Bisons über die Klippe getrieben wurden. Hier bekommt man genau beschrieben, wie die Jagd ablief und welche Aufgaben die einzelnen Jagdteilnehmer hatten. Eine sehr interessante Reise in die Vergangenheit und somit nur zu empfehlen. Dieser kleine Abstecher hat sich wirklich gelohnt.
                                                                                 
Eigentlich sollte es nun zurück zum Highway 2 gehen, aber da uns diese eintönige Straße nicht gefiel folgten wir einer staubigen Nebenstraße.
Angekommen im Waterton Lake N.P. suchten wir als erstes unseren Zeltplatz auf und richteten uns häuslich ein. Der Zeltplatz bestand aus einem zentralen Gebäude und viel freier Fläche rundum. Die Zelte waren schnell aufgebaut und die Wahl des Platzes war wirklich klasse. Die Zelte standen in einem kleinen Wäldchen und in der Mitte war eine Feuerstelle. Nachdem wir alle Arbeiten erledigt hatten fuhren wir auf Entdeckungstour. Als Erstes besuchten wir einen nahe gelegenen Bison-Paddock, ein eingezäumtes Gebiet wo man Bisons vom Auto aus beobachten kann. Weiter fuhren wir dann zum Red Rock Canyon. Unterwegs hielten wir noch an einigen Aussichtpunkten und dort sahen wir auch das Tier, welches alle Touristen, die nach Kanada kommen, sehen wollen, einen Bären. Zwar noch in einiger Entfernung, aber trotzdem beeindruckend. Und als ob uns das Glück heute besonders holt war, der nächste Bär ließ nicht lange auf sich warten. Auf einer Grasfläche auf dem Weg zum Red Rock Canyon war ein Grizzly damit beschäftigt, die reifen Beeren zu verzehren.
Der Red Rock Canyon im Waterton Lakes N.P. ist ein beeindruckendes Entstehungsprodukt der Natur. Der kleine Fluss hat sich über Jahre hinweg durch das Gestein gearbeitet und einen farblich einmaligen Canyon geschaffen. Beeindruckend sind die verschiedenen Schichten und das, wie der Name schon sagt, kräftige Rot des Felsens. Der Rundweg ist zwar kurz, jedoch sieht man nach jedem Schritt neue Schattierungen des Canyons. Anschließend fuhren wir dann wieder Richtung Campground und was soll ich sagen, auf einer Wiese nahe der Straße streift eine Bärenmutter mit ihrem Jungen umher und lässt sich von nichts stören. Es ist unbeschreiblich, aber manche Leute fahren wochenlang nach Kanada und bekommen keinen Bären zu Gesicht und wir sind 2 Tage hier und sehen schon unseren dritten Bären. Schöner kann so ein Urlaub kaum beginnen.
Am Zeltplatz angekommen entfachten wir unser erstes Feuer in freier Natur. Das Abendessen bestand aus saftigen Steaks, welche über dem offenen Feuer gegrillt wurden.
                                                                                         
Da die Eindrücke des ersten Tages so überwältigend waren musste dies mit einem Tröpfchen aus der Heimat begossen werden. Unser Guide hatte eine Flasche Jägermeister im Gepäck, welche zwar für jemanden anders bestimmt war, jedoch zur Feier des Tages hat er eine Ausnahme gemacht. Dazu gab es entsprechende Musik aus dem Autoradio, was später noch für einiges Kopfzerbrechen sorgen sollte.
Die ganzen wunderbaren Informationen, welche auf uns im laufe des Tages eingeströmt sind, haben uns müde gemacht und so verbrachten wir unsere erste Nacht in einem Zelt unter kanadischen Himmel.

3. Tag

Die Nacht war schnell vorbei und das Erste was man in der freien Natur brauch ist ein wärmendes Feuer. Nach dem Frühstück fuhren wir, bzw. versuchten es, zurück in den Waterton Lakes N.P. zu unserer ersten großen Wanderung. Durch die abendliche Musik am Lagerfeuer hatte sich die Batterie entladen. Die Kanadier sind jedoch immer sehr freundlich hilfsbereite Menschen, und so gab uns der Besitzer des Campgrounds mit seinem blubbernden V8 Starthilfe.
Unser erster Ausflug sollte uns zum Crypt Lake an die Grenze zur USA führen. Zuerst mussten wir auf das Boot warten, welches uns zum Ausgangspunkt der Wanderung am anderen Ufer bringen sollte. Wir waren nicht die einzigen, welche sich die Tour ausgesucht hatten. Auf dem ersten Kilometer gab es zwar einen kleinen Massenandrang, jedoch mit der Zeit verliefen sich die Massen.
                                                                                         
Der Weg führte anfangs durch dichten Wald und mit der Zeit lichteten sich die Bäume und die Strecke führte über Geröllfelder. Bevor sich jedoch das letzte Dickicht verabschiedete raschelte es im Gebüsch. Ungefähr 20 m vor uns stand ein Bär im Wald und genoss die Wildbeeren, schenke uns aber keine Beachtung und zottelte ins Unterholz. So einen Augenblick kann man nicht mit Worten beschreiben, es ist einfach einmalig.
An jeder Ecke des Weges hatte man einen fantastischen Blick und ich hatte schon Bedenken das die 22 Filme für den Fotoapparat nicht reichen würden. Am Ende eines Geröllfeldes hörte der Weg dann plötzlich auf. Wir standen vor einem Felsabsatz an dem eine Metallleiter befestigt war. Dort mussten wir nun hinauf. Oben angekommen standen wir vor der nächsten Überraschung. Ein 20 m langer und sehr schmaler Tunnel war das nächste Hindernis. Nach dieser willkommenen Abwechslung war es nicht mehr weit bis zum See. Der See liegt eingebettet in einem Bergmassiv an der Grenze zu den USA und ist einfach fantastisch anzusehen. Gespeist wird der See durch die Gletscher an den Berghängen und der Abfluss ist ein Wasserfall, in dem das Wasser unter gewaltigem Lärm in die Tiefe stürzt.
                                                                                 
Der Rückweg entsprach dem Hinweg. Wieder an der Bootsanlegestelle angekommen hatten wir das Bedürfnis im Waterton Lake baden zu gehen. Das Wasser war zwar sehr kalt, aber es ist eine willkommene Abkühlung nach den Anstrengungen der Wanderung.
Mit dem Boot fuhren wir dann wieder Richtung Waterton. In der kleinen Stadt schlenderten wir dann etwas durch die Straßen und gönnten uns Cola in einem Restaurant. Nachdem unser großer Krug leer war kam die Bedienung und stellte einen Vollen hin. Erst einmal war großes Staunen angesagt, aber in einigen Ländern ist es so, dass man das erste Getränk bezahlt und der Rest gratis ist.
Nach der kleinen Erfrischung fuhren wir zurück zum Campingplatz und bereiteten das Abendessen vor. Natürlich gab es wieder etwa vom Grill und einen kleinen Schnaps dazu.
Der Abend verlief den Anstrengungen des Tages entsprechend etwas ruhiger ab und außerdem stand uns ein ereignisreicher nächster Tag bevor.

4. Tag

Auch an diesem Morgen folgte der gleiche Ablauf wie er sich an den folgenden Tagen immer wiederholen sollte. Aufstehen, Feuer machen, Wasser für den Tee aufsetzen und den Frühstückstisch decken. Nach dem Frühstück wurde das Camp abgebaut und alles in unserem Van verstaut. Anschließend fuhren wir noch einmal nach Waterton und unternahmen einen kleinen Abstecher zum Bear´s Hump. Bears Hump ist ein Aussichtspunkt oberhalb vom Informationszentrum in Waterton.
                                                                                 
Der Weg ist zwar etwas steil, jedoch sehenswert ist es allemal. Nun noch einen kleinen Abstecher zu den Bow Falls und dann geht es weiter Richtung Lake Kookanussa. Auf der Strecke dort hin gibt es noch einige Sachen, welche man sich unbedingt anschauen sollte. Da wären der Bergrutsch in Frank mit dem dazugehörigen Museum und der größte Kipper der Welt in Sparwood. Ansonsten ist die Landschaft immer einen Abstecher wert.
Was man dann am Lake Kookanussa sieht ist wieder mal unvorstellbar. Ein wunderschöner See von dichtem Wald umgeben und am Ufer befinden sich frei geräumte Flächen, wo man sein Zelt aufstellen und ein Lagerfeuer entfachen kann.
                                                                                 
Nachdem wir unser Zeltlager hergerichtet haben ging es ab ins kühle Nass. Man war mitten in der Natur, kein Mensch weit und breit und die verschiedensten Tiere waren zu sehen. Plötzlich fuhr dann doch ein Pickup vor, es war der Betreiber des Campgrounds. Unser Guide redete mit ihm und der Besitzer schenkt uns Holz für unser allabendliches Lagerfeuer. Das Wetter hat uns die letzten Tage schon verwöhnt. Heute war auch wieder eine sternenklare Nacht und nach dem Abendessen, natürlich Fleisch über dem Feuer zubereitet, schauten wir uns die Route für die nächsten Tage an, erzählten Geschichten und beobachteten den Sternenhimmel.

5. Tag

Die Nacht war sehr mild und der neue Tag startete mit den üblichen Tätigkeiten. Nach dem Frühstück wurde das Zeltlager geräumt, denn leider war Lake Koocanusa nur Zwischenstadion für eine Nacht. Zum Abschied schauten wir noch einmal über den See und plötzlich landete ein Weißkopfseeadler auf einem benachbarten Baum. Das Tier war wunderschön anzusehen, für Fotos war er jedoch zu weit weg. Der Versuch der Annäherung scheiterte und der Vogel flog weg. Nun war es auch Zeit den Platz zu verlassen und uns dem heutigen Tagesziel zu widmen. Unterweg zeigt uns unser Guide was ganz besonderes, Schildkröten in Kanada, wer hätte das gedacht. Sie saßen auf einem umgefallenen Baum im See und sonnten sich.
                                                                                 
Anschließend setzten wir unsere Fahrt fort.
Erstes Ziel war Fort Steel. Fort Steel war ein Polizeiposten und diente zur friedlichen Vermittlung zwischen Indianern und den weißen Siedlern. Heute ist das Fort ein Museumsdorf in welchem alte Häuser wieder aufgebaut wurden und man die alltäglichen Tätigkeiten der damaligen Bewohner bestaunen kann. So gibt es die Unterkünfte der Polizei, eine alte Schmiede, eine Bäckerei, eine Bar und ein Theater. Ein Rundgang durch das Dorf ist sehr sehenswert und die Produkte der Bäckerei, Brot und Kuchen, sind schon ein kleiner Geheimtipp.
                                                                                         
Weiter geht es nun zum White Swan Lake. Der White Swan Lake liegt nicht weit von dem eher unbekannten Top of the World P.P. und liegt mitten in einem riesigen Waldgebiet. Die Zeltplätze sind zwar völlig ohne Komfort (nur einfache Toiletten und ein Wasserhahn), jedoch ist man wieder mitten in der Natur. Da es nun schon später Nachmittag war bauten wir die Zelte auf, schnappten unsere Badesachen und fuhren zu den Hot Springs, welche an der Zufahrtsstraße zum White Swan Lake liegen. Hot Springs sind natürliche heiße Quellen, welche zu tage treten und zu kleinen Badebecken aufgestaut wurden. Schon die Indianer schätzten diese Stellen. Die Quellen liegen hier genau am eiskalten Abfluss des Sees und es ist sehr angenehm zwischen dem ca. 40°C heißem Wasser und dem ca. 8 °C kaltem Wasser des Flusses hin und her zu wechseln.
                                                                                 
Nach ausgiebigem Bad begaben wir uns wieder zum Zeltplatz zurück und bereiteten das Abendessen vor. Es war wieder ein wunderschöner Tag. Das Wetter hat es sehr gut gemeint, den ganzen Tag hat die Sonne geschienen und es gab jede Menge zusehen. An diesen Abend kehrte bei Zeiten Ruhe ein, da am nächsten Tag wieder ein längerer Hike anstand.

6. Tag

Aufstehen war um 7 Uhr angesagt. Erste Aufgaben waren wie jeden Morgen, Wasser kochen und den Frühstückstisch decken. Nachdem wir uns gestärkt haben, wurden die Wandersachen gepackt und ab ging es Richtung Top of the World P.P.. Kurz nach Abfahrt mussten wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Der Grund war groß und hatte ein braunes Fell. Eine Elchkuh mit ihrem Kind suchten Futter im See. Als sie unser Auto bemerkten flüchteten sie und dies genau in Richtung Straße. Sie entschwanden auch kurz hinter einer Kurve, jedoch wurden sie dort von einem Auto aufgehalten und kamen wieder auf unser Auto zu gerannt, bis sie dann schließlich in den Wald flüchten konnten.
Weiter ging es nun auf einer der für Kanada typischen Schotterstraße Richtung Top of the World P.P.. Unterweg konnten wir dann die Auswirkungen von dem gnadenlosen Holzeinschlag in Kanada sehen. Die Natur ist völlig zerstört, was man als Normaltourist, welcher nur auf den Hauptverkehrsadern bleibt, gar nicht so sieht.
Nun zurück zu unserem Ziel, welches Fish Lake hieß. Auf einem großen „Parkplatz“ hielt unser Auto und wir legten unsere Wandersachen an.
Bis zum Fish Lake ging es durch einen wunderschönen Wald, immer an einen Fluss entlang. Die Zeit haben wir uns mit Pilze suchen, „Golde schürfen“ und bestimmen von Pflanzen vertrieben.
Der Fish Lake liegt am Ende eines wunderschönen Tales umrahmt von Bergen.
                                                                                 
Das Wasser ist klar und die umliegenden Gipfel spiegeln sich im Wasser. Am See befindet sich eine Übernachtungsmöglichkeit und hinter dieser hat man ein Becken aufgebaut, in dem man die frisch gefangenen Fische, welche reichlich im See vorkommen, ausgenommen werden können. Ich kann mir gut vorstellen dass hier ab und zu mal Bären vorbeischauen, weil überall Warnhinweise hängen.
                                                                                        
Nach einer kleinen Stärkung setzten wir unseren Weg fort. Das Ziel nun war der Alpin Lookout. Der Weg führte anfangs steil bergan durch einen wunderschönen Nadelwald und anschließend über ein großes Geröllfeld. Auch hier war die Anwesenheit von den geliebten Zotteltieren nicht zu übersehen. Auf dem Weg lag Bärenkot, welcher auf Grund des saisonbedingten Nahrungsangebots, hauptsächlich Wildbeeren, recht rot und er schien recht frisch. Ein wenig komisch ist einem schon in der Magengegend bei diesem Anblick. Wir hatten unser Ziel noch nicht erreicht, da machte sich schon ein Gewitter bemerkbar. Es fing dann auch leicht an zu regnen und wir erreichten gerade noch so unser Ziel, machten uns aber gleich wieder auf den Rückweg. Als wir ins nächste Tal kamen war dann der Zauber auch schon wieder vorbei und die Sonne schien wieder. Der Rückweg war dann wie der Hinweg und am Ende waren wir eine Strecke von ca. 20 km gewandert. Am Auto angekommen wurden erst einmal die Wanderschuhe ins Auto geworfen und tief durchgeatmet.
Unser Guide hat uns für den Rückweg dann noch eine Überraschung versprochen und nach dieser Wanderung haben wir uns die auch verdient. Mitten im Wald hielt unser Auto dann an, wobei auf dem kleinen Parkplatz schon einige Autos standen und wir konnten uns nun bei den Hot Springs so richtig relaxen. Diese warmen Becken sind wirklich ein echter Geheimtipp, weil sie sich weitab jeder Touristenstraße befinden und meist nur von Einheimischen besucht werden.
                                                                                          
Die müden Knochen konnten sich so richtig erholen und es war einfach angenehm. Am Zeltplatz angekommen wurde erst einmal das obligatorische Lagerfeuer entfacht, was hieß, es gibt wieder ein schmackhaftes Steak. Man muss dazu sagen, unser Guide legt das Fleisch in einer eigens dafür kreierten Marinade ein, welche einfach genial ist.
Am Abend lief dann auch nicht mehr recht viel, da wir doch recht müde waren und am nächsten Tag eine lange Autofahrt vor uns lag.

7. Tag

Wie an jedem Morgen haben wir uns ein reichhaltiges Frühstück zubereitet und anschließend räumten wir unser Lager. Wie schon am Tag zuvor mussten wir einen unfreiwilligen Zwischenstopp einlegen.
                                                                                 
Schon wieder lief uns ein Elch über den Weg und selbstverständlich wurden wieder ein paar Fotos geschossen. Die Tiere sind schon sehr beeindruckend mit ihrer Größe, wobei sie doch etwas merkwürdig aussehen.
Die Fahrt führte uns durch den Kootenay N.P. Richtung Banff. Unterwegs besuchten wir die Paint Pots und den Marble Canyon.
                                                                                 
Die Paint Pots sind Becken mit ockerfarbener Erde, welche schon die Ureinwohner für ihre Bemalungen nutzten. Auch die ersten Siedler bauten diese Erde ab und man sieht noch Überreste von Gerätschaften. Bevor man zu den Pots kommt, muss man eine Hängebrücke passieren. So richtig Spaß macht es, wenn Personen darauf stehen und man zu schaukeln beginnt. Nächstes Ziel war der Marble Canyon. Hier sieht man welche Kraft das Wasser hat und der Fluss sich über Millionen Jahren in das Gestein „gefressen“ hat.
                                                                                          
Weiter ging es nun nach Banff. Erster Anlaufpunkt war der Zeltplatz. Ein großer Platz mit sehr schönen Stellflächen. Schon am Eingang bekommt gezeigt was passiert wenn man einige Regeln nicht befolgt. Man sieht eine Kühlbox, welche nicht in Sicherheit gebracht wurde und dem Angriff eines Bären zum Opfer viel, sehr beeindruckend.
Nachdem wir unsere Zelt aufgestellt und uns Feuerholz besorgt hatten fuhren wir zum nahe liegenden Johnsten Lake und stürzten uns in die kalten Fluten. Da wir schon einige Tage fern der Zivilisation waren, beschlossen wir heute Abend in die Stadt zu fahren und uns mal ein Abendessen servieren zu lassen. Bevor es so weit war schauten wir uns noch die Hoodoos an, welche durch Wasser und Wind geformte Pyramiden sind, auf dessen Spitze ein Stein liegt. Von hier oben hat man auch einen wunderbaren Blick auf das Banff Springs Hotel, einen sehenswerten Luxushotel.
Banff ist eine echte Touristenhochburg, Geschäft neben Geschäft und alles in japanischer Schrift ausgewiesen, die wirklich in riesen Scharen auftreten. Natürlich ist es erst einmal eine Umstellung wenn man aus der reinen Natur in so einen Trubel kommt. Erst einmal bummelten wir durch die Stadt und anschließend ging’s ins Restaurant. Wie üblich wird man hier platziert und wir haben einen Platz auf der Terrasse bekommen. Das Essen war fantastisch und dazu gab es zum ersten Mal im Urlaub ein kühles Bier dazu. Nach diesem Schmaus fuhren wir zurück zum Zeltplatz, haben uns erst einmal geduscht und anschließend am Lagerfeuer die Pläne für den nächsten Tag besprochen.

8. Tag

Nach einem wunderbaren Frühstück fuhren wir durch Banff in Richtung Cory Pass, was auch unser heutiges Tagesziel sein sollte. Die Wanderung geht von einem Parkplatz über eine Lichtung steil bergan und führt dann eine ganze Weile über Geröll bis man auf dem Pass angekommen ist. Unterwegs hat man immer wieder einen fantastischen Blick über das Tal des Bow Rivers und den umliegenden Bergen. Am Pass, der auf einer Höhe von ca. 2350 m liegt, war dann erst einmal eine längere Pause angesagt.
                                                                                 
Die Sonne schien recht stark und so konnten wir ausgiebig ein Sonnenbad genießen. Der Rückweg erfolgte auf der anderen Seite des Passes und führte uns über eine riesige Geröllwüste, was gar nicht so einfach war. Anschließend ging es dann wieder durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Am heutigen Tag haben wir ungefähr 12 km Wegstrecke und 915 m Höhenunterschied zurückgelegt. Da es hier viele Seen gibt haben wir einen davon zum Baden genutzt und dies war einfach erfrischend.
Nach getaner „Arbeit“ fuhren wir zurück zum Zeltplatz. Hier haben wir erst einmal die mit warmen Wasser ausgestatteten Duschen, was nicht auf jeden Platz der Fall ist, ausgiebig genutzt. Danach wurde ein üppiges Feuer entfacht und ein Abendessen vom Feinsten bereitet. Der Abend wurde am Lagerfeuer verbracht und sich mit einer anderen Reisegruppe vom gleichen Reiseveranstalter unterhalten. Überhaupt ist es in Kanada recht einfach mit Jemanden ins Gespräch zu kommen. Wo man sich auch befindet, man wird immer angesprochen.

9. Tag

Nach dem heutigen Frühstück haben wir Banff verlassen und sind als Erstes in Richtung Lake Louise gefahren. Lake Louise ist der meist fotografierte See der Rocky Mountains, wenn nicht sogar der Welt. Als wir auf den riesen Parkplatz ankamen wussten wir auch warum es so war. Voll mit Bussen und jeder Menge Touris, die meisten davon kamen aus Asien.
Der See ist aber eine Reise wert. Die wunderschöne Farbe des Wassers, eine atemberaubende Bergkulisse und jede Menge Natur. Erst einmal ist man geschockt von den vielen Menschen. Wir haben uns für eine Wanderung zu Lake Agnes entschieden und nach 10 Min. Weg konnten wir feststellen dass die Anzahl der Leute abnahm und wir für uns allein waren. Der Weg zum Teehaus führt erst am See entlang und steigt dann stetig an. Immer wieder hat man vom Weg einen wunderschönen Blick auf Lake Louise und den umgebenden Bergen. Auf halben Weg kommt man zum Mirror Lake, an dem man eine Rast einlegen sollte. Man sollte sich nur vor den listigen Squirrels in Acht nehmen. Wenn man in etwas gibt, was man eigentlich prinzipiell bei den Tieren nicht machen sollte, sind sie friedlich, versucht man jedoch sie mit einer leeren Hand hinters Licht zu führen, dann beißen sie schon mal zu. Nach der Rast geht es weiter zum Teehaus und zwar ganz schön steil bergan.
                                                                                 
Das Teehaus ist ein Blockhaus in dem man etwas zu essen und trinken bekommen kann. Das Schönste hier oben ist jedoch der See. Wunderschön in den Bergen gelegen und das Wasser ist so was von klar, einfach unbeschreiblich. Leider war die Zeit hier viel zu kurz, aber wir wollten heute noch weiter. Zurück am See war man auch zurück in der Zivilisation.
Weiter ging nun die Fahrt in den Yoho N.P.. Unterwegs haben wir uns die Spirals Tunnels angeschaut, welche die großen Steigungen der Berge verringern und es den Zügen erleichtern die Strecke zu bewältigen. Anschließend hieß es die müden Knochen zu bewegen. Eine Wanderung zu den Leanchoil Hoodoos war angesagt, welche es in sich hatte, aber einen wunderschönen Blick auf diese Naturschönheiten. Der Rückweg führte immer bergab und somit fiel es uns einfacher.
Unterwegs konnten wir noch Zeuge einer ingenieurtechnischen Meisterleistung sein, die Spiral Tunnels. Die Güterzüge müssten eine viel zu große Steigung überwinden und somit wurde ein spiralförmiger Tunnel in den Berg gebaut. Wenn man Glück hat sieht man so einen langen Zug und während die letzten Wagons noch in den Tunnel einfahren kommen schon die Loks am anderen Ende des Tunnels wieder heraus.
                                                                                          
Das Endziel unserer heutigen Fahrt war der Zeltplatz am Takakkaw Fall im Yoho N.P.. Der Zeltplatz ist etwas besonderes, genau wie die Fahrt dort hin. Die enge Straße windet sich durch das Tal und nach 2/3 der Strecke kann es bei entsprechender Länge des Fahrzeugs passieren, das man die Serpentinen teilweise rückwärts fahren muss. Das besondere am Zeltplatz ist, dass nur Zelte zugelassen sind und der Parkplatz für die Autos ungefähr 10 min. entfernt liegt. Somit muss man seine ganzen Utensilien zum Platz tragen. Zu allem Überfluss fängt es nun noch an zu regnen und wir mussten uns beeilen alles einzurichten. Im Großen und Ganzen muss man sagen, der Platz ist wunderschön so mitten in der Natur.
Wir haben es doch noch geschafft ein Feuer anzuzünden und wieder einmal ein vorzügliches Abendessen vorzubereiten. Der Regen hat wieder zugenommen und es ist etwas kälter geworden. Die gespannte Plane schützte uns vor dem Regen und so konnten wir uns trotzdem im Freien aufhalten. Nach dem Abendessen mussten wir unsere Nahrungsmittel in die bärensicheren Schließfächer unterbringen, denn wir befanden uns in „bear country“.

10. Tag

Der heutige Morgen war verregnet und das Zelt war nass. Trotz der Nässe haben wir erst einmal ein vorzügliches Frühstück zubereitet. Das gute Essen war auch für die heutigen Pläne notwendig, uns stand eine lange Wanderung bevor.
Unser erstes Ziel war der Parkplatz am Emerald Lake, welcher schon von vielen Leuten bevölkert wurde. Unsere heutigen Tagesziele sollten der Burgess-Pass und ein Teil des Yoho Passes sein.
Vom Parkplatz am Emerald Lake führt der Weg über eine Brücke in Richtung der Emerald Lodge. Anschließend geht es direkt am See entlang. Nach einer Weile zweigt dann ein schmaler Pfad nach links ab und windet sich den Berg empor. Zu jeder anderen Jahreszeit hätten wir den Weg zum Burgess Pass viel schneller bewältigt, jedoch die Heidelbeeren am Wegesrand waren zu verführerisch. Wenn man dann am Burgess Pass angekommen ist sind alle Anstrengungen vergessen, da man von hier oben einen unvergleichlichen Blick über die umliegenden Berge hat. Hier ist der richtige Platz für ein Picknick. Weiter geht es dann den Burgess Highline Trail entlang zu einem Weltkulturerbe. Die Hänge zwischen Mt. Field und Mt. Wapta sind unter Schutz gestellt, weil dort einmalige, versteinerte Funde urzeitlicher Lebewesen zu bewundern sind. Ein Abweichen vom Weg ist jedoch nicht zu empfehlen, nicht nur weil überall Hinweisschilder stehen, sondern weil das Gebiet per Kameras überwacht wird. Wer dennoch Interesse hat sollte sich einer Führung anschließen oder die Ausstellung in Drumheller bei Calgary anschauen. Wenn man mit offenen Augen den Weg entlang geht kann man eventuell ein paar versteinerte Pflanzen finden, aber auch hier gilt, anschauen ja mitnehmen nein.
                                                                                 
Nach diesem Geschichtsunterricht geht’s es weiter über Geröllfelder zum Yoho Pass. Immer wieder hat man von hier oben einen wunderschönen Blick hinunter zum türkisblauen Emerald Lake. Man sieht auch wie der See durch das Geröll aus den Bergen immer mehr verlandet.
Langsam kommt man von der baumlosen Umgebung in den Wald und ab hier geht man ein Stück auf dem bekannten Iceline Trail. Von hier geht es dann bergab und man bekommt ab und zu einen freien Blick zu den Takkakaw Falls. Nach ca. 25 km Wegstrecke endet unsere Wanderung auf dem Zeltplatz.
Während der Guide unser Auto vom Emerald Lake abgeholt hat, haben wir das Feuer für das Abendessen entfacht. An diesem Abend haben wir noch lange am Feuer gesessen und uns über das Gesehene vom Tag unterhalten. So stellt man sich das Leben in freier Natur vor.

11. Tag

Heute hieß es Abschied nehmen vom Yoho N.P.. Nach dem mal wieder wohlschmeckenden Frühstück war erst einmal harte Arbeit angesagt. Alles was wir zum Zeltplatz getragen haben muss nun wieder zum Auto zurück. Alle haben mitgeholfen und so waren wir auch ruckzuck fertig. Eh wir den Nationalpark verlassen haben fuhren wir noch einmal nach Field in Touristencenter. Hier konnte man sich noch einmal ein paar Informationen einholen und ein wenig mit den Rangers plaudern. Natürlich konnte man auch Postkarten und Bücher kaufen. Anschließend ging es dann zur Natural Bright, einen durch den Fluss entstandene Felsdurchbruch. Wirklich bemerkenswert was die Natur so geschaffen hat.
                                                                                          
Unser heutiges Ziel war der Wilcox Creek Campground, welcher sich in der Nähe vom Athabasca Glacier befindet. Der Weg dort hin führt über die Traumstraße schlechthin, den Icefields Parkway. Rechts und links an dieser Traumstraße gibt es jede Menge zu sehen und deshalb sollte man sich schon etwas Zeit dafür nehmen. Da wir nicht ganz so viele Zeit hatten, machten wir nur einen Stopp. Wir besuchten den Bow Lake mit seiner wunderschönen Umgebung. Aber auch hier haben wir uns nicht lange aufgehalten, weil wir heute noch eine Wanderung vor uns hatten.
Am Campground angekommen haben wir erst einmal unsere Zelte aufgebaut. Anschließend wurden dann die Wandersachen gepackt und sind zum Ausgangspunkt des Wilcox Pass Trails gefahren. Der Trail beginnt auf einem Parkplatz nördlich vom Infocenter des Athabasca Glacier. Die erste Überraschung am Trail war eine Herde von Bighorn Sheeps, welche den Autoverkehr auf dem Parkway lahm legte. Die Tiere haben sich von nichts aus der Ruhe bringen lassen, erst als ein Ranger ein paar Knallkörper abgeschossen hat, haben sie das Weite gesucht.
                                                                                          
Der Wilcox Pass Trail ist eine mittelschwere Wanderung, welche erst durch Wald und anschließend über den Wilcox Pass mit seinen Wiesen und Geröllfeldern führt. Bei gutem Wetter hat man von hier oben einen schönen Blick auf den Athabasca Glacier.
Der Weg unserer Wanderung endete auf der Zufahrt zu unseren Campground. Mittlerweile war eine andere Gruppe des Reiseveranstalters auf dem Campingplatz angekommen. Da unser Auto immer noch am Ausgangspunkt unserer Wanderung steht, fuhr unser Guide mit dem Guide der anderen Gruppe zu unserem Auto um es wieder zu holen.
Wir haben uns mittlerweile die Zeit mit Holzhacken vertrieben, als unser Guide wieder eintraf und es urplötzlich große Schneeflocken vom Himmel fielen. Schnee im August?
Scheinbar hat es die vorangegangen Tage schon geregnet, denn das Holz war nass und dem entsprechend schwer war es ein wärmendes Feuer zu entfachen. Wir haben es dann doch geschafft und es war auch notwendig, denn einige von uns haben ganz schön gefroren. Außerdem meldete sich langsam unser Magen.
Nach dem Abendessen haben wir uns dann mit der anderen Gruppe zusammen getan und ein paar lustige Gesellschaftsspiele unternommen.
                                                                                 
Mittlerweile hat es aufgehört zu schneien und diesen Augenblick nutzten wir um uns in die Zelte zu verkriechen.

12. Tag

Der nächste Morgen sollte dann eine noch größere Überraschung parat halten. In der Nacht hat es wieder geschneit und das Zelt war von einer Schneedecke überzogen. Es war ein einzigartiger Anblick, die nähere Umgebung in ein weißes Kleid getaucht.
                                                                                          
Nichts desto trotz musste das Zelt abgebaut werden, obwohl es sehr nass war. Einen großen Schreck versetzte uns die andere Reisegruppe. Eine Reisende aus England hatte sich unterkühlt, lag in der Schutzhütte und zitterte vor Kälte. Alle Anderen versuchten ihr zu helfen und nach einer Stunde konnte sie wieder aufstehen.
Nach dem Frühstück wurden alle Sachen verstaut und weiter ging es auf dem Parkway Richtung Jasper. Erstes Ziel war der Athabasca Glacier. Mit unserem Auto sind wir bis zum Gletscher gefahren und dann zu Fuß ein wenig auf ihm gelaufen. Es ist schon ein komisches Gefühl auf so einer Menge Eis zu stehen, aber gleichzeitig zu wissen, dass der Gletscher sich immer weiter zurückzieht. Sehen kann man dies an den Jahresmarken, welche in immer größer werdenden Abständen vom Parkway aus aufgestellt sind. Im nahe gelegenen Infocenter kann man sich dann über die Entstehung von Gletschern informieren. Mit den vielen Modellen ist es sehr informativ und man sollte es unbedingt anschauen.
Nach diesem Aufenthalt fuhren wir auf den Icefields Parkway weiter, welcher nach jeder Kurve einen fantastischen Blick bietet und die Kamera fast pausenlos im Einsatz ist.
Nächster Halt war am Sunwapta Falls.
                                                                                          
Hier zwängen sich die Wassermassen des Sunwapta Rivers durch eine Enge im Fels und stürzen unter lautem Getose in die Tiefe. Durch die Kraft des Wassers sind Becken in das Gestein gewaschen wurden und der Fluss hat sich ein tiefes Flussbett geschaffen. Von den vielen Standpunkten, welche man an den Sunwapta Falls wählen kann, hat man immer wieder neue Einblicke in die unvorstellbare Wucht des Wassers.
Unser Zeltlager haben wir für die nächsten zwei Tage auf dem Wapiti Campground, nur wenige Kilometer von Jasper entfernt, aufgebaut. Der Platz ist sehr großräumig angelegt, so dass man genügend Platz hat und einem der Nachbar nicht zu nahe kommt. Wie der Name „Wapiti“ schon verrät, kommen hier öfters die großen Hirsche zu Besuch und mit denen sollte man sich wirklich nicht anlegen. Wir haben leider keine gesehen, denn imposant sind diese Tiere schon.
Da der Tag noch jung war und man von diesem Land eh nicht genug bekommen kann, fuhren wir erst nach Jasper und anschließend zum Angel Glacier. In Jasper haben wir unsere Vorräte für die letzten beiden Abendessen aufgefüllt. Da unser Guide uns mit etwas besonderem überraschen wollte, durften wir nicht mit in den Supermarkt, sondern sollten uns die Zeit so in der Stadt vertreiben. Da wir keine richtige Lust hatten umherzulaufen, gönnten wir uns einen kleinen Snack bei Mac Donalds. Nachdem alles besorgt und verstaut war, fuhren wir noch auf dem Parkplatz am Bahnhof um doch noch eine kleine Shopping-Tour zu unternehmen. Hier reiht sich Souvenirladen an Souvenirladen. Die meisten von uns wollten aber per e-Mail Kontakt mit zu hause aufnehmen, was in den Internetcafes auch wunderbar funktioniert.
Nach diesem Zwischenstopp fuhren wir dann zum Angel Glacier. Die Fahrt dort hin ist schon ein Abenteuer für sich. Straße kann man es nicht nennen, denn es ist eine Art Landstraße mit vielen Schlaglöschern, Kurven und es ist so eng, dass zwei Autos gerade so, aber wirklich gerade so, aneinander vorbei passen. Nach einigen Kilometern Fahrt war vor uns urplötzlich ein Stau, in Kanada kann das nur heißen „Wildes Tier am Straßenrand“. Als wir näher kamen sahen wir auch den Grund. Ein junger Schwarzbär saß am Straßenrand und aß genüsslich die reifen Beeren. Dabei ließ er sich von nichts und niemanden stören. Wir schauten dem Treiben ein wenig zu und fuhren dann weiter. Um zum Angel Glacier zu gelangen, stellt man das Auto auf einem Parkplatz ab und folgt dem ausgeschilderten Wanderweg. Der Weg ist einfach und nicht anstrengend, belohnt jedoch am Ende mit einem hervorragenden Blick auf den Glacier und dem dazugehörigen See. Als erstes begrüßten uns am Parkplatz die Eichhörnchen. Sehr putzig diese Tiere und sie haben gegenüber dem Menschen die Scheu völlig verloren.
Wir sind dem Wanderweg gefolgt und als wir am Ziel angekommen waren fühlten wir uns an den Südpol versetzt. Im Hintergrund der Gletscher und im See davor schwammen Eisstücke, welche vom Gletscher abgebrochen waren. Sehr beeindruckend und unbedingt empfehlenswert.
                                                                                          
Zurück beim Campingplatz war erst einmal Duschen angesagt. Da die Duschen am anderen Ende des Platzes liegen, sind wir mit dem Auto gefahren. Scheinbar sind noch andere auf diese Idee gekommen, denn wir mussten anstehen. Nach der wohltuenden Körperpflege sind wir gleich noch am Holzplatz vorbeigefahren, damit wir genügend Vorrat für die nächsten Tage haben.
Nun langsam war es Zeit das Geheimnis für das heutige Abendessen zu lüften. Eigentlich sollte es Lachs geben, aber leider hatte der Supermarkt keinen und so gab es Bisonfleisch. Dazu haben wir uns einen vorzüglichen Obstsalat gemacht. Ich kann nur eines sagen, das Essen war vorzüglich.
Der heutige Abend verlief sehr ruhig und wir haben noch einige Zeit am Lagerfeuer verbracht.

13. Tag

Der heutige Morgen verlief wie immer, Frühstück zubereiten und ab zu neuen Abenteuern. Erstes Ziel war der Maligne Canyon.
                                                                                          
Der Fluss hat sich tief in das Gestein eingeschnitten und ist stellenweise nicht mal einen Meter breit. Der Weg bis zum Endpunkt ist nicht anstrengend, jedoch erhält man immer wieder wunderschöne Einblicke in den Canyon. Oben angekommen schlief unser Guide auf einer Bank, er war nämlich mit dem Auto vorausgefahren, und hatte noch nicht bemerkt dass wir schon da sind. Gut gelaunt wie wir waren, haben wir ihm eine kleine Dusche verpasst.
Nächster Haltepunkt war der Maligne Lake. Hier trennte sich die Gruppe, die Einen sind ein Stück gewandert und die Anderen, welchen ich mich angeschlossen habe, sind mit dem Boot über den See zum bekannten Spirit Island gefahren. Die Fahrt ist zwar nicht gerade preiswert, es lohnt sich aber auf alle Fälle daran teilzunehmen. Schon auf der Fahrt selber erfährt man schon jede Menge von der näheren Umgebung, denn die Dame auf dem Boot hat einen lockeren Vortrag gehalten. Unterwegs haben wir einen Elch am Ufer gesehen. Spirit Island ist eine kleine Insel, welche durch ein Preisausschreiben bekannt geworden ist.
                                                                                          
Im Ganzen dauern Fahrt und Besichtigung ca. 2 Stunden. Nach diesem Erlebnis haben wir uns erst einmal im Touristenzentrum erst einmal ein Stück Kuchen gegönnt. Nachdem die Gruppe wieder komplett war fuhren wir zurück in die Stadt, denn wir wollten unseren Guide heute zum Abendessen einladen. Unterwegs haben wir einen kapitalen Elchbullen und mehrere Wapiti-Hirsche am Wegesrand gesehen.
Für das Abendessen haben wir uns ein einheimisches Lokal ausgesucht. Das Essen war vorzüglich und unser Guide hat sich sehr darüber gefreut. Nach diesen reichhaltigen Mal haben wir uns noch einmal die Züge am nahe gelegenen Bahnhof angeschaut. Anschließend ging es dann wieder zurück Campingplatz. So einen richtigen Plan für unseren letzten gemeinsamen Abend in der Wildnis hatten wir nicht. Wir unterhielten uns mit der Reisgruppe, welche wir schon am Wilcox Creek getroffen hatten und zu fortgeschrittener Zeit machte Terry, der Guide der Gruppe, den Vorschlag in einen Pub nach Jasper zu fahren. Alle waren damit einverstanden und ab ging es. Der Pub lag nicht weit vom Bahnhof und war gut besucht. Hier gönnten wir unser zweites Urlaubsbier, oder soll man sagen unseren zweiten Krug mit Bier. Auf alle Fälle war der Abend sehr lustig und wir haben uns wirklich gut amüsiert.
Wieder am Campingplatz angekommen ging die Party weiter. Jemand hatte Rotwein besorgt und Jeder kam mit Jedem ins Gespräch. Aber irgendwann geht jeder Abend mal zu Ende und wir haben uns in unsere Zelte begeben.

14. Tag

Am nächsten Morgen ging alles etwas ruhiger zu. Das Frühstück wurde zubereitet und die Zelte endgültig abgebaut. Es war unsere letzte Nacht unter freien Himmel und langsam machte sich etwas Wehmut breit. Gestern Abend hatten wir nämlich noch erfahren dass die Guides getauscht werden und Terry uns nach Edmonton fährt. Also war dies definitiv der letzte Morgen mit Simon. Unsere letzte Amtshandlung auf dem Zeltplatz war ein Abschiedsfoto vor unserem Van.
                                                                                          
Ganz war der Abschied jedoch noch nicht gekommen. Irgendwo unterwegs hatten wir eine Anzeige für Rundflüge im Fugzeug über den Rockies gelesen. Simon hatte dort angerufen und für uns einen Termin ausgemacht.
Auf dem Weg zum Flugplatz haben wir noch 2 stattliche Wabiti-Bullen am Rande eines Sees gesehen. Es waren zwar nicht unsere Ersten, aber so ein Großwild ist immer imposant anzusehen.
Den Flugplatz erreichen wir über eine Schotterpiste und besteht aus eine Rollbahn, einen Servicegebäude und dem Hangar. Bis zu unserem Flug mussten wir noch eine Weile warten, da erst ein Helikopterflug vor uns angesetzt war und unsere Gruppe sich teilen musste. Nachdem der erste Teil unserer Gruppe wieder sicher auf dem Rollfeld gelandet war, begann unser Flug. Wir hatten eine einmotorige Maschine mit 6 Sitzplätzen. Der Start war ohne Komplikationen verlaufen und nun führte uns der Flug dem Icefields Parkway entlang Richtung Columbia Icefield. Hier drehten wir eine große Runde, wo wir auch den Athabasca Glacier gesehen haben, und flogen dann wieder Richtung Jasper. Unterwegs hat man erst einmal die Ausmaße der Rocky Mountains gesehen. Viele Seen, hohe Berge und jede Menge Wald, viel davon ist so gut wie unberührt. Zum Schluss flogen wir noch über den Maligne Lake, wo wir am Vortag die Bootstour unternommen hatten, und haben sogar Spirit Island gesehen. Der Flug dauerte ca. 1 Stunde und war die Krönung eines abenteuerlichen Urlaubs.
                                                                                 
Die Landung war sehr sanft, was man von dem Flug nicht immer sagen konnte. Da war schon das eine und andere Luftloch, was einem den Atem stocken lies.
Nach dem Flug ging es dann weiter Richtung Edmonton. Unterwegs bogen wir vom Highway ab und gelangten zu einem See. Hier trafen wir die Gruppe vom Vorabend wieder und eine weitere Gruppe des Reiseveranstalters. Hier tauschten wir die Guides und nahmen ein letztes gemeinsames Mittagessen zu uns. Für die anderen Gruppen ging es mit dem Kanu weiter, für uns hieß es endgültig Abschied zu nehmen.
Unser Weg führte uns auf dem Highway Richtung Edmonton. Als Erstes suchten wir unser Hotel auf. Hier verabschiedeten wir uns dann von Terry und bezogen unsere Zimmer. Für heute Abend haben wir uns vorgenommen in die Stadt zu fahren. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben, riefen wir ein Taxi und ab ging es auf die Hauptstraße von Edmonton. Hier reiht sich ein Restaurant an das andere und wir haben uns dann für einen Italiener entschieden. Das Essen war hervorragend und wie überall war die Bedienung sehr freundlich. Nach dem Essen sind wir dann wieder zurück zum Hotel gefahren und wollten eigentlich noch einen Trink zu uns nehmen, leider mussten wir feststellen dass alles geschlossen war. Also ging es direkt aufs Zimmer.

15. Tag

Heute früh mussten wir unser Frühstück nicht selber zubereiten, sondern wir hatten uns am Frühstückbuffet verabredet. Das Essen war reichlich und es war, nach fast 14 Tagen, auch mal wieder schön verwöhnt zu werden. Anschließend haben wir uns um den Transfer vom Hotel zum Flughafen gekümmert. Anschließend verbrachten wir den Rest des Tages auf unseren Zimmern, da der Tag noch anstrengend genug werden wird.
Dann war der Zeitpunkt der Abreise gekommen. Meine spanischen Freunde verabschiedeten sich von mir und wir vereinbarten nach unserer Rückkehr uns zu schreiben. Trotz das ich am Vormittags meinen Transfer geklärt habe, so habe ich zumindest gedacht, ging dann doch einiges schief. Die Firma, welche mich abholen sollte, kam nicht. Zu meinem Glück kam ein anderer Service und der hat mich einfach eingeladen und zum Flughafen gefahren.
Von Edmonton führte der Flug nach Galgary, dort musste ich umsteigen eh es weiter nach Frankfurt ging. Der Flug verlief ruhig und wir kamen trotz verspäteten Starts pünktlich in Frankfurt an. Die Zugfahrt von Frankfurt nach Weimar war für mich die Hölle. Erst einmal die vielen Menschen, ich war die letzten 2 Wochen Ruhe gewohnt, und dann das Chaos wegen dem Hochwasser in Sachsen.
Mit diesen Erlebnissen ging ein einmaliger Urlaub zu Ende, welchen ich so schnell nicht vergessen werde. Ich kann jeden nur empfehlen, dieses riesige Land zu bereisen und kennen zu lernen. Für mich wird dies nicht die letzte Reise nach Kanada gewesen sein.